Das clevere Contra zu Extremwetter-Ereignissen - Ein Interview

Extremwetter-Ereignisse wie Starkregen und anhaltende Hitze- und Dürre-Perioden spüren alle auch bei uns in der Heimat immer mehr. Siedlungsdruck, Infrastruktur-Maßnahmen und neu ausgewiesene Wohn- und Gewerbegebiete dürfen aber nun diese Situation nicht auch noch durch immer stärker versiegelte Flächen verschärfen. In vielen Kommunen ist das jetzt mehr und mehr ein Thema. Denn in der Konsequenz können Niederschläge nicht mehr abfließen und Hochwasser-Situationen  verursachen.

Wie das sogenannte neue „Schwammdorf-Prinzip“ (Foto) dabei Abhilfe schaffen könne, das erklärt an dieser Stelle mal der Landschaftsarchitekt und Stadtplaner Franz Damm (Foto unten).

Franz Damm: „Im Gegensatz zu einer normalen Siedlung verfügt ein Schwammdorf über eine wasser-sensible Infrastruktur, die Maßnahmen zur Versickerung, Verdunstung und Speicherung von Oberflächenwasser umfasst. Die Siedlung fungiert wie ein Schwamm, der Wasser aufnimmt, um es wieder abzugeben. So versickert Regenwasser, statt in die Kanalisation zu gelangen, durch Erde und Kies gefiltert, in die Böden,“ so der Landschaftsarchitekt.

Um „Schwammdörfer“ effektiv umzusetzen sind verschiedene technische und bauliche Anpassungen erforderlich, wie die Anlage von Mulden, Becken oder
Baumrigolen zur Regenwasser-Retention und -verdunstung. Dies wirke sich zum einen positiv auf die Grundwasser-Neubildung aus, zum anderen könne durch Rückhaltung das Regenwasser über die Vegetation wieder verdunsten.

Auch Dach-Begrünungen spielen eine wichtige Rolle. „Diese halten Niederschläge zurück und geben sie verzögert über Verdunstung oder Drainagen wieder ab. Sie schaffen zudem Lebensraum für Tiere und Pflanzen im Sinne der Biodiversität. Obwohl es bereits Aufgeschlossene gibt, die die Notwendigkeit von
‚Schwammdörfern‘ erkennen, stehen dem auch Skeptiker gegenüber, die das finanzielle Engagement in Frage stellen“, so Damm. „Häufig wird eher Geld in die Behebung von Schäden investiert und vergangene Fehler wiederholt – als Mittel in präventive Maßnahmen zu stecken. Meiner Auffassung nach ist Agieren immer günstiger als Reagieren.“

Fotos: Amt für Landesentwicklung Oberbayern – Ulrike Myrzik / Jojo Ensslin