Gerstern am neuen Asylbewerberheim: Künstlerische Projekte in Großformat und im Kleine präsentiert

Die Idee, auf dem Gelände der ehemaligen Wasserburger RoMed-Klinik, wo momentan etwa 90 Asylbewerber untergekommen sind, ein wenig farbenfroher und auch künstlerisch wertvoller zu gestalten, hatte die Stadträtin Monika Barthold-Rieger (B90/Die Grünen). Mit dieser Idee rannte sie bei der Vorsitzenden des AK68 in Wasserburg (Katrin Meindl) offene Türen ein. Die Dritte Bürgermeisterin der Stadt Wasserburg, Edith Stürmlinger, griff diese Idee begeistert auf, man nahm Kontakt zur Regierung von Oberbayern auf und schon hatte der AK68 ein neues Projekt. Nachdem in der jüngsten Vergangenheit sowohl die alte Essigfabrik als auch im vergangenen Jahr das Umspannwerk durch Projekte des Künstlerkreises genutzt und künstlerisch gestaltet werden konnten, sollte es nunmehr das Gelände des ehemaligen Krankenhauses sein.

Eigentümer des Geländes und der Gebäude der ehemaligen RoMed-Klinik ist der Landkreis Rosenheim, der es an die Regierung von Oberbayern vermietet hat. Die Regierung von Oberbayern hat Gelände und Gebäude zu einer Asylbewerberunterkunft gestaltet und die „European home care“ mit der Organisation beauftragt.

Michael Gebhardt von „European home care“ erklärte dazu dass man in der ehemaligen RoMed-Klinik Platz für 200 Asylberwerber habe, derzeit 90 Personen untergebracht seien. Man sieht Familien, recht viele Kinder, aber auch ältere Menschen, die nach einer wohl langen und beschwerlichen Flucht hier untergekommen sind.

Und hier darf nun der AK68 seine künstlerischen Ideen an den Außen- und Innenwänden Wirklichkeit werden lassen. „Mr. Woodland“, er heißt mit bürgerlichem Namen Daniel Westermeier und wohnt in Erding, gestaltet derzeit ein Fassadenbild, das er selbst „Echoes“ nennt. Das Bild wird sowohl durch Spraydose als auch durch Pinselmalerei geschaffen. „Mr. Woodland“ liebt zusammengesetzte Bilder, in denen auch Andeutungen eine wichtige Rolle spielen. Der Künstler will durch diese Technik, dass beim Betrachter eine Aktion, eine Bewegung entstehen kann. Der Betrachter ist dann aber auch in der Lage, sich sein Bild selbst gestalten zu müssen, eine interessante Aufgabe. Zu sehen ist ein Mann, dessen Gesicht absichtlich nicht zu sehen ist. Der Künstler will damit erreichen, dass sich jeder in dieser Person wiederfinden kann. Durch mehrere Jacken wird angedeutet, dass er lange unterwegs war und ist und sehr viel gemacht, durchlebt hat. Nicht zuletzt deshalb hat diese Figur auf dem Bild fünf Arme.

Tagsüber scheint er sich umzudrehen und zu sagen: „Alles ist gut“ und dieser Ruf scheint sich wie ein Echo ständig zu wiederholen. Über der Figur thront eine Eule, die den Betrachter von Anfang an genafnegn zu nehmen scheint. Sie soll wohl nachts dem Manne helfen, auf dem richtigen Weg zu bleiben. Die zahlreichen Jacken und Arme symbolisieren auch die Forderung an den Mann, sich immer wieder neuen Situationen zu stellen und sich anzupassen. Die Farbgebung in blauen und rötlichen Farbtönen macht deutlich, dass es immer wieder einen Wechsel zwischen Tag und Nacht gibt. Morgen- und Abendröte spielen anscheinend für den Künstler eine wichtige Rolle. An diesem Bild arbeitet „Mr. Woodland“ schon eine Weile. Er will es in der kommenden Woche fertigstellen wolle. Die Materialien finanziert die Regierung von Oberbayern, ein Honorar erhält er nicht. Normalerweise würde er für ein solches Bild, das über drei Stockwerke eine Fassade gestaltet, zwischen 8.000 und 10.000 Euro erzielen können.

Der 43-jährige „Mr. Woodland“ betonte, dass er sich seit 31 Jahren mit Kunst beschäftigt und seit zwölf Jahren hauptberuflicher Künstler sei.

Mit diesem Werk ist ihm wahrlich ein Blickfang auf dem Gelände der ehemaligen RoMed-Klinik gelungen. Im Inneren des ehemaligen Krankenhauses haben Katrin Meindl und Maurice Bogdanski, der sich den Künstlernamen „noir“ gegeben hat, die bisher kahlen Wände mit ihrem Graffiti künstlerisch bearbeitet. „Auch wenn es legal ist, bleibt es Graffiti“, meint „noir“ zu den Ergebnissen seiner Sprayerkunst.

Die Vertreter der Regierung von Oberbayern zeigten sich gestern sehr angetan von den Ergebnissen, sodass man darauf hoffen darf, dass noch weitere Hausfassaden auf dem Gelände der ehemaligen RoMed-Klinik künstlerisch bearbeitet werden können.

Aus Rücksicht auf die hier wohnenden Asylbewerber können allerdings die Innenräume nicht besichtigt werden, aber die Außenfassade mit dem Bild „Echoes“ ist allemal einen Abstecher wert.

RP

Kulturreferentin Edith Stürmlinger links und AK68-Vorsitzende Katrin Meindl mit dem Künstler „Mr. Woodland“.