Lernen mit allen Sinnen: Klasse-Exkursion der „Internationalen Vorklassen“ der FOS/BOS

„Was fällt uns auf? Was riechen wir?“ So wurden die Schüler an diesem besonderen Unterrichtstag in der Nicklheimer Filze von Veronika Kloska, der Expertin für Renaturierung am Landratsamt Rosenheim begrüßt. Lernen mal anders – vor Ort, mit allen Sinnen. Diese Erfahrung konnten die sogenannten „Internationalen Vorklassen“ der FOS/BOS Wasserburg jetzt machen.

Diese Klassen werden für junge Migranten und Flüchtlinge angeboten, die nicht nur die deutsche Sprache schnellstmöglich erlernen, sondern gleichzeitig entweder den Qualifizierenden oder den Mittleren Schulabschluss erwerben möchten.

Danach kann dann eine Berufsausbildung oder – nach weiterem Besuch der FOS/BOS – ein Studium begonnen werden. Neben dem Unterricht im Klassenzimmer werden auch Praktika absolviert und eben verschiedene Exkursionen – wie diese Fahrt in die Filze (siehe Fotos). So lernen die Schüler direkt vor Ort viel über ihre neue Heimat.

Veronika Kloska erläuterte:

Das Rosenheimer Stammbecken-Moor bei Nicklheim ist der Ausläufer des in der Eiszeit vorhandenen, riesengroßen Sees in dieser Gegend.

Nachdem der See ausgetrocknet war, hatte sich aus den dort unzähligen Mikroorganismen – den Pflanzenresten – das Moor gebildet, das Niedermoor.

In den Millionen von Jahren sind aus dem Moos Hügel gewachsen, diese Hügel nennt man Hochmoor. Während diese Hochmoore nur vom Regen bewässert werden, bekommen die Niedermoore ihr Wasser nur von unten. Interessanterweise könnte man im Moor gar nicht verhungern, denn es gibt genug Beeren, die man essen kann. Gefährlich wird es nur mit der Rauschbeere, denn diese ist der Heidelbeere sowohl von den Blättern als auch von der blauen Beere sehr ähnlich.

Ansonsten wachsen noch Preiselbeeren und Moosbeeren.

Das Torfmoos wächst im Jahr circa zehn Zentimeter nach oben – nach unten hat es keine Wurzeln, sondern es wird zusammengepresst, so dass diese toten Pflanzenteile im Jahr ungefähr einen Millimeter anwachsen und allmählich zu Torf werden.

Diese Konservierung braucht somit etwa 1500 Jahre bis ein 1,5 m hoher Hügel entsteht. Früher wurde das Torf vor allem von den ärmsten Menschen in dieser Gegend bearbeitet, um ihre Hütten und Häuser zu beheizen, aber auch Brauereien und die Eisenbahn waren Abnehmer. Erst um 2.000 wurde das Torfstechen in der Filze eingestellt, auch aus Umweltschutz-Gründen.

Heute ist man bemüht, die Trockenlegung wieder rückgängig zu machen, um das Wasser zu halten, damit sich dort wieder große Moosteppiche bilden können und CO2 gespeichert werden kann. Dafür werden die Entwässerungsgräben zugeschüttet und mit Dämmen verdichtet. Diese Renaturierung bietet die Möglichkeit, ein intaktes Biotop für Wasservögel zu sein. Wegen der Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren wurde die Nicklheimer Filze auch bereits ausgezeichnet.

Grundsätzlich kann man sagen, dass ein Moor sechsmal mehr CO2 speichern kann als ein Wald.

Diese Maßnahmen dienen also sowohl dem Klima- als auch Umweltschutz.

Nun wieder die Fragen an die Zuhörer, was mit den verschiedenen Sinnen wahrgenommen wird? Der Boden unter den Füßen ist nass und wackelt. Das Gehen sorgt an manchen Stellen für ungewöhnliche Geräusche. Es wachsen dort aufgrund des sauren und nährstoffarmen Milieus vorwiegend Birken und Kiefern und niedrige Sträucher. Die feuchte Luft hat einen besonderen Duft. In einem Beutel sollen nun ein darin enthaltener Gegenstand ertastet werden. Es ist getrockneter Torf ist, er ist ganz leicht, aber dafür muss es circa ein Jahr gelagert werden.

Der Torf wurde früher mit Eisenbahnwaggons abtransportiert, zum Teil sind diese Gleise heute noch sichtbar.

Dieser Ausflug bei traumhaftem Wetter, war für die Schüler sowie für die begleitenden Lehrkräfte Notburga Priller-Sturm, Jana Frantz, Wibke Miers-Török und Renate Kotiers ein Hightlight im Schulalltag. Lernen vor Ort. Lernen nicht nur durch Zuhören, sondern durch ein Erleben mit allen Sinnen. Lernen in einem grünen Klassenzimmer – einem Ort, dessen Bedeutung die Schüler nun viel mehr zu schätzen wissen …

Ingeborg Huber und Notburga Priller-Sturm 

Foto: Notburga Priller-Sturm