Rathauskonzert im Rahmen des Musiksommers zwischen Inn und Salzach ein beispielloses Kulturerlebnis

Wer Johannes Berger und das „Ensemble Concerto München“ kennt, mag sich auf das Konzert, das am Samstag Abend im Rathaussaal präsentiert wurde, schon sehr gefreut haben. Denn Johannes Berger ist den Wasserburgern kein Unbekannter.
Diesmal konnte das Publikum ein achtköpfiges Instrumentalorchester begrüßen sowie eine Sopranistin.

„Concerto München“, das Barockensemble, das schon mehrfach im Rathaussaal aufgetreten ist, hatte für diesen Abend Werke von Antonio Vivaldi, Agostino Steffani und Alessandro Marcello ausgewählt.

Die Instrumentalisten bildeten an diesem Abend ein international besetztes Orchester:  Die aus Dallas (USA) stammende Konzertmeisterin Emily Deans und die Belgierin Mélanie Evrard auf der Violine, der an der Bayerischen Staatsoper wirkende David Ott auf der Viola (Bratsche), der gebürtige Brasilianer und heute in Stuttgart lebende Anderson Fiorelli am Violoncello und der gebürtige Niederbayer Michael Schönfelder am Kontrabass. Der Leiter des Ensemble Concerto München, Johannes Berger, spielte an der Orgel und gab dem Klang des Streichorchesters eine gelungene Abrundung.

Dieses kleine Kammerorchester wurde umrahmt durch den italienischen Lautenspieler Jacopo Sabina, die ungarischstämmige Barockoboistin Bettina Simon und die belgische Sopranistin Flore van Meerssche.

Die Laute, ein ursprünglich arabisches Instrument, das durch die Kreuzzüge seinen Weg nach Europa und in die Musik der Renaissance und des Barock fand, wird auf insgesamt bis zu 13 oder 14 Saitenpaaren gespielt, die der Laute jenen unverkennbaren eigenen Klang verleihen, dem Instrumentalisten aber einiges abverlangen.

Und an diesem Abend boten die neun Künstlerinnen und Künstler ein barockes Konzertprogramm, das sehr viel anmutige, aber auch forsch dargebrachte Musik zu bieten wusste.

Mit Antonio Vivaldis Concerto in C-Dur begann das Ensemble den barocken Musikabend. Die Streicher harmonierten in außergewöhnlicher Weise mit der Laute, die scheinbar im Hintergrund blieb, dennoch die Darbietung zu gestalten wusste.

Danach trat die belgische Sopranistin Flore van Meerssche auf die Bühne. Ihr Gesang, die gelungene Beherrschung der Koloraturen, zeigte, dass hier ein Konzert auf äußerst hohem Niveau dargeboten wurde. Van Meerssche konnte im Grund alles zeigen, was man sich hätte wünschen können. Eine hohe Vitalität, die Stimme blüht auch in sehr hohen Lagen auf, dabei bleibt sie doch natürlich und singt in einer Weise, die alles zu überstrahlen vermag.

Die Geschichte des bayerischen Herzogs Tassilo III. aus dem 8. Jahrhundert wird in der Oper von Agostino Steffani thematisiert und das Barockensemble mit der Sopranistin Van Meerssche entführt das Publikum in eine Welt der Musik, in der selbst die musikalisch dargestellte Intrige harmonisch und wunderbar melodisch zu klingen vermag.

Mit dem bekannten Oboenkonzert in d-moll von Alessandro Marcello schloss das Programm vor der Pause ab. Die gebürtige Ungarin und heute in Köln lebende Bettina Simon zeigte, wie stark die Barockoboe eine Musikgestaltung mit sehr viel Anmut und höchstem künstlerischen Können verbinden kann, dabei sich aber nicht dominant präsentiert, sondern ihr Spiel als herzliche Einladung zu höchstem Musikgenuss begreift. Das Publikum war angetan von den Klängen der Barockoboe von Bettina Simon.

Nach der Pause wurden zunächst die Solokantate „Fileno, idolo mio“ von Agostino Steffani geboten, auch hier bestach die Sopranistin Flore van Meerssche durch ihren beeindruckenden, auf höchstem Niveau dargebotenem Gesang, dem durch das Streichorchester und die Orgel ein feines Fundament geboten wurde.

Das bekannte Lautenkonzert in D-Dur von Antonio Vivaldi bot Jacopo Sabina auf seiner Laute mit einer Grifftechnik dar, die von der hohen Virtuosität des Künstlers beredt Zeugnis abzulegen verstand. Seine virtuosen Griffe erzeugten dabei sehr vielschichtige Stimmen, wodurch auch Vivaldis Hang zur Lautmalerei in höchster Farbenfreude dem Publikum nahe gebracht werden konnte.

Den Abschluss dieses Konzerts im Rathaussaal bildete dann die Motette „In furore iustissimae irae“ von Antonio Vivaldi, wo die Sopranistin van Meerssche einmal mehr ihre Virtuosität und ihre hohe Bandbreite an zärtlicher wie kraftvoller Stimme dem Publikum zu Gehör zu bringen wusste.

Der lang anhaltende und nicht enden wollende Applaus für das internationale Ensemble zeugte von der Begeisterung des Publikums für das gekonnt gespielte, höchst eindringliche und mit höchstem Feingefühl gestaltete Konzert an diesem Abend.

Und so bedankte sich Johannes Berger zum Abschluss des Konzerts nicht nur beim Publikum für seine Anwesenheit, sondern auch bei der Kulturreferentin des Landkreises Rosenheim, Anke Hellmann und ihrem Vorgänger, Christoph Maier-Gehring ebenso wie bei Dr. Helmut Wittmann vom Musiksommer zwischen Inn und Salzach und bei der Stadt Wasserburg für die Möglichkeit des Auftritts und die Unterstützung. Und ganz besonders galt Monika Häuslmann von der Tourist-Info der Dank des Ensembles für ihren unermüdlichen Einsatz.

PETER RINK