Theater „Das Vinzenz“ gastierte gestern in Wasserburg 

Das Publikum nimmt seinen Platz ein und sieht ein Haus. Es handelt sich um ein Hochhaus mit 12 Stockwerken. Dieses Hochhaus hängt mitten auf der Bühne. Es steht einsam in der Landschaft, in der Aschewüste. So geschehen gestern bei den Wasserburger Theatertagen. Das Theater „Das Vinzenz“ gastierte mit dem Stück „Mutationen“.

In das beschriebene Haus flüchten zwei völlig erschöpfte Menschen. Vielleicht sind es die letzten auf dieser Erde?  Was die zwei aber nicht wissen und auch nicht hören: Das Haus lebt und denkt laut, betrachtet das Paar mit größter Verwunderung und Skepsis. Und so spricht dieses Haus immer wieder mit den beiden Personen, dargestellt von Zhanna Kalantay und Thomas Huber, über die Bedrohungen der Gegenwart. Obwohl es nicht ausgesprochen wird, ist die Annahme gegeben, dass die zwei Menschen, die das Publikum auf der Bühne beobachtet, die letzten Menschen seien. Eine schwarze Kugel bedroht die Menschheit. Sie steigt immer höher und es wird als wirkliche Bedrohung empfunden, dass die Funken dieser Kugel schon bald auch das Haus kontaminieren werden.

Der Mann möchte fliehen und sagt das auch laut, die Frau zögert, doch auch sie spürt, dass es aus dieser Situation wohl keinen Ausweg gibt. Welche Reaktion auf die herannahende Kugel ist möglich? Doch man sieht sie nicht, diese Bedrohung, das macht alles nur noch schwerer. Und sie sprechen beide über Sprache und was Sprache alles anzurichten vermag: Da werden Begriffe wie „Kontrollmechanismus“, „Endsieg“, „Spezialoperation“ geprägt, die doch nur dazu dienen, die Katastrophe sprachlich zu verklären. Begriffe wie „absolut“, „total“, „100%ig“, „endgültig“, „umerziehen“, „reinigen“ oder gar „erbarmungslose Entschlossenheit“ kündeten nur von der großen Gefahr, in der wir alle steckten.

Und so fühlen beide die Hoffnungslosigkeit, selbst wenn sie „eine Generation frei von Schmerz“ schaffen wollen. Sie spüren, dass das „ganze Blut raus“ ist und sie feststellen müssen: „Nach uns kommt niemand!“

Es ist jener Denkansatz, der auch Umweltbewegungen der Gegenwart umtreibt und besorgt. Am Schluss gehen die Lichter aus und das Publikum bleibt mit der endzeitlichen Warnung und ihrer Bedrohung allein.

Zhanna Kalantay und Thomas Huber spielen sehr eindringlich und sprechen das Publikum an, Ruth Geiersberger als Stimme des „Hauses“ wirkt schon auch immer wieder ein wenig bedrohlich und das soll sie wohl auch.

 

RP / Fotos: Christian Flamm