Stadt informiert Anwohner über die Planungen zu bezahlbarem Wohnraum in Altstadtnähe

In den Historischen Rathaussaal hatte die Stadt gestern zu einer „Bürgerinformationsveranstaltung zur geplanten baulichen Entwicklung des Wohnquartiers am Holzhofweg“ geladen und es erschienen rund 50 Wasserburger Bürgerinnen und Bürger, die sich über die diesbezüglichen Planungen der Stadt und das weitere Vorgehen informieren wollten. Bürgermeister Michael Kölbl begrüßte die anwesenden Wasserburger. Die Veranstaltung sei sehr früh anberaumt worden, weil man mit den betroffenen Bürgerinnen und Bürgern über dieses Thema rechtzeitig ins Gespräch kommen wolle.

Auf dem Gelände der ehemaligen Essigfabrik, das jetzt ein Industriebrachgelände ist, sollen Wohnungen entstehen. Der Leiter des Liegenschaftsamtes der Stadt Wasserburg, Robert Mayerhofer, erläuterte ausführlich die städtischen Planungen: Es handle sich um drei Grundstücke, die sich zwischenzeitlich in städtischem Eigentum befänden, mit insgesamt 8.000 Quadratmeter Grundfläche. Seit 2023, seit die ehemalige Essigfabrik abgerissen worden ist, habe man es also mit einer Brachfläche zu tun und nach dem Willen der Stadt soll das nicht so bleiben.

Man möchte gerne bezahlbaren Wohnraum schaffen und hat bereits 2022 einen Ideenwettbewerb angeregt, bei dem es sehr viele Teilnehmer gab. Wenn hier neuer Wohnraum entsteht, dann soll dieser Wohnraum natürlich nicht dazu führen, dass der PKW-Verkehr sehr stark ansteigt. Die Straßen sind nicht sehr breit, es ist ein altstadtnahes Gelände, das seinen Charakter auch nicht verlieren sollte.

Nach den bisherigen Planungen könnten ungefähr 60 bis 70 Wohnungen entstehen, für die natürlich auch Pkw-Stellplätze ausgewiesen werden müssen. Bürgermeister Kölbl erläuterte aber den Anwesenden, dass die Stellplatzsituation noch nicht abschließend geklärt sei. Die geplanten Wohnungen sprächen viele an. Alleinstehende, Paare, auch Familien könnten sich hier ansiedeln, denn mehrere Wohnungen sollen drei oder vier Zimmer haben, sodass auch Familien mit Kindern hier wohnen könnten. Der am Riedener Weg befindliche Kinderspielplatz wurde in Vorbereitung auf die Wohnbebauung am Holzhofweg auch im Herbst 2023 und Winter 2023/24 komplett neu gestaltet und um einige Attraktionen bereichert.

Michael Leidl von der „Arc Architekten“-Partnerschaft aus Bad Birnbach erläuterte dann auch, wie es weitergehen könnte und beschrieb die Möglichkeit, dass hier in vier Baukörpern insgesamt 63 bis 72 Wohnungen entstehen könnten mit einer Gesamtwohnfläche von etwas mehr als 4.000 Quadratmeter. Auch er äußerte die Annahme, dass die Verkehrsbelastung durch den zusätzlich zu schaffenden Wohnraum nicht über Gebühr ansteigen werde.

Ganz anders sahen das teilweise die anwesenden Bewohner des Holzhofweges, des Riedener Weges, des Schopperstattweges und des Kanalwegs. Die Straße sei jetzt schon zu schmal, man komme mit seinem Auto kaum aus der Garage. Und man solle doch nicht glauben, dass jede Familie nur ein Auto habe, dann werde alles zugeparkt und man erkenne sein Viertel gar nicht mehr wieder. Andererseits wolle man auch nicht, dass das Gebiet eine Parkverbotszone werde.

Dritte Bürgermeisterin Edith Stürmlinger erinnerte daran, dass der Busbahnhof sich in der Nähe des Holzhofweges befinde und dass viele, vor allem jüngere Menschen, sich gerne mit dem Fahrrad fortbewegten. Schließlich brauche Wasserburg dringend neuen Wohnraum, den es kaum gebe. Und dieses Gelände der ehemaligen Essigfabrik biete sich als Terrain für zusätzlichen Wohnraum förmlich an. Manche mittelständische Firma in Wasserburg wäre froh, wenn sie ihren Mitarbeitern Wohnraum vermitteln könne, doch der sei sehr knapp in Wasserburg.

Bürgermeister Kölbl versuchte abschließend, die Wogen zu glätten. Ein Bebauungsplan sei noch nicht verabschiedet, man habe sich bewusst entschieden, ein Informationsgespräch mit der Bevölkerung zu diesem frühen Termin anzuberaumen. Ein Baurecht bestehe noch nicht, diese Frage soll aber in den nächsten zwölf Monaten entschieden werden. Mit einer Fertigstellung der Bebauung sei nicht vor 2030 zu rechnen. Er betonte auch, dass dieses Gelände eine einmalige Chance für Wasserburg sei, zusätzlichen Wohnraum zu schaffen, und das auch noch altstadtnah. „Dies sollten wir nutzen“. Da das gesamte Projekt ein Volumen von ungefähr 30 Millionen Euro habe, könne die Stadt diese Investition leider nicht tätigen, man benötige hierfür einen Investor. Die Stadt Wasserburg könne dieses Projekt weder finanziell noch organisatorisch alleine stemmen. Man benötige also einen Investor, wenngleich die Stadt daran interessiert sei, einen oder zwei der vier Baukörper selbst zu erwerben.

Die Bewohner des Viertels betonten immer wieder, dass man Sorge habe wegen der Sicherheitslage und dass die Situation gerade für kleine Kinder oder Rollstuhlfahrer schon recht bedenklich sei. Ein Anwohner stand dann aber auf und sagte nur: „Hört’s doch auf, da ist doch noch nie was passiert!“ Und so bedankte sich Bürgermeister Kölbl bei den Bürgerinnen und Bürgern für ihr Interesse.

Peter Rink