Gestern im Gemeinderat keine Beschlussfassung, nur Information über mögliches Handeln

Wohnen im Alter: Auf die Bedürfnisse der Menschen in einer Gemeinde achten – das will Pfaffing ganz grundsätzlich. Ganz besonders will es dabei auch auf die älteren Mitbürger achten, das wurde bei einem eigens organisierten Bürgergespräch schon im Januar deutlich. Denn die Auswertung eines Fragebogens, der – wie berichtet – eine unglaubliche Resonanz gehabt hatte, sie lag da vor und wurde genauer diskutiert. Ist es doch die Stärke von einem Leben auf dem Dorf, die Mitmenschen wahrzunehmen, mit ihnen gemeinsam ins Gespräch zu kommen.

In der Juli-Gemeinderatssitzung am gestrigen Abend nun lagen Handlungs-Empfehlungen auf dem Tisch von Bürgermeister Josef Niedermeier, die Koordinator Dr. Korbinian Höchstetter im Namen der Arbeitsgruppe „Wohnen im Alter“ – entstanden aus dem AK Generationen – zusammenfassend erarbeitet hatte.

Man bitte den Gemeinderat, „die Inhalte sorgsam zu prüfen und Wege zu finden, das Leben im Alter in der Gemeinde für heute und die Zukunft angemessen zu gestalten“, hieß es am Ende des Empfehlungs-Schreibens.

Gestern ging es aber um keine Beschlussfassung dazu im Gremium – es ging nur um die Information über dieses Fazit. Und es ging um den Dank von allen Seiten sprich Fraktionen an alle, die sich dafür bislang auf neudeutsch im Brainstorming eingebracht haben …

Entsprechend gab es bis auf einige Wortbeiträge auch keine Diskussion zum Thema. Man werde sich aufgrund dieser guten Datenbasis aus dem Fragebogen-Ergebnis in den nächsten Sitzungen immer wieder damit beschäftigen, hieß wiederum das Fazit von Bürgermeister Josef Niedermeier gestern Abend dazu.

Zum Foto: Der Gemeindesaal war voll besetzt gewesen im Januar – mit anderen Worten: Die Idee des Dialogs zwischen Gemeinde und Bürger kam bestens an in Pfaffing. Frage um Frage wurde noch einmal durchgegangen. In Gruppen saß man beisammen und besprach sich.

Josef Rester, Gemeinderat der ÜWG in Pfaffing, betonte gestern Abend, dass man doch bitte bei den Begriffen bleiben möge: „Wohnen im Alter“ sei zu unterscheiden von seinem Projekt seit Jahren unter dem gleichen Titel – das verfolgt Josef Rester als Idee mit der Realisierung einer Wohnanlage für Senioren in der Pfaffinger Ortsmitte als Ziel.

Eine größere Wohnanlage für die Gemeinde also – und vor allem von der Gemeinde – mit mehreren erschwinglichen Mieteinheiten, mit Gemeinschaftsräumen und auch mit Wohngemeinschaften, so Resters Vorstellung. Mit Essens-Versorgung, vielleicht einer Arztpraxis, einer Physiotherapie und mit einem ambulanten Pflegedienst in der Wohnanlage oder in der unmittelbaren Nähe …

Auch sein Fraktionskollege Tobias Forstner erinnerte gestern Abend kurz daran, dass sich das Wohnen ganz allgemein ändern werde. Man möge aber nutzen, was man am Ort habe – so lautete sein Fazit. Er hoffe auf ein Konzept Pfaffings, das die Nachhaltigkeit beim Agieren beinhalte.

Da sei er ganz bei ihm, sagte Bürgermeister Niedermeier als Antwort auf Forstners Beitrag und es würden wohl künftig interessante Diskussionen folgen, die man führen werde …

Sepp Reich von der ÜWG Pfaffing war der Ansicht, diese Handlungs-Empfehlungen nun als einziges Thema einer Klausurtagung des Gemeinderates zu wählen. Denn es gehöre sich damit ausführlich beschäftigt und da brauche man ein paar Stunden Zeit.

Martina Traunsteiner, die als Vertreterin der Freien Wähler Forstings in der Arbeitsgruppe mit dabei war, wünschte sich ebenfalls, jetzt tatsächlich was draus zu machen. Das Ergebnis gehöre weitergetragen und umgesetzt.

Foto: Renate Drax

Zur Ergebnis-Präsentation gestern im Detail:

Aus der Befragung und deren Auswertung hatten sich drei Handlungsfelder herauskristallisiert. Die Arbeitsgruppe „Wohnen im Alter in der Gemeinde Pfaffing“ im Arbeitskreis Generationen habe sich dabei zum Ziel gesetzt, die infrastrukturellen Bedingungen für das Leben im Alter so zu gestalten, dass das alltägliche Leben in der Gemeinde für die betroffenen Personen gut zu bewältigen sei …

1. Handlungsempfehlung: Wohnen (Schaffung seniorengerechter Wohnungen)

Die neuesten (Stand 2024) Statistiken zeigen, dass die beste Möglichkeit gegen Einsamkeit und
Isolation im Alter ist, wenn die betroffenen Menschen so lange wie möglich in ihrem vertrauten
Umfeld leben können. 80 Prozent der befragten betroffenen Pfaffinger BürgerInnen beabsichtigen
auch deshalb, hier in Pfaffing in den eigenen vier Wänden zu bleiben. Allerdings gibt es ein
klares Votum für die Möglichkeit in eine seniorengerechte, kleine Wohnung wechseln zu
können.
Diese Möglichkeit zu schaffen, das hat mehrere Vorteile: Der Unterstützungsbedarf für die
Betroffenen wird geringer (großes Haus und Garten sind nicht mehr zu bewältigen und die
Menschen können im eigenen Umfeld bleiben und es entsteht Wohnraum für Familien).
• Festgestelltes Interesse: 37 Haushalte (siehe Fragebogen)
• Akuter Bedarf: Etwa 15 barrierefreie 1–2-Zimmer-Wohnungen,
vorzugsweise im Ortszentrum und eventuell auch im Baugebiet West V, um kurze Wege zum
Einkaufen, Arztbesuche, Apotheke, Kirche, Friedhof, Bürgerhilfe und zu gemeindlichen
Einrichtungen zu gewährleisten
• Mietwohnungen: Die Wohnungen sollten zur Miete angeboten werden – eventuell sollte ein
Genossenschaftsmodell angeboten werden
• Auswahlkriterien: Ein kleiner Entscheidungsausschuss sollte Auswahlkriterien für die
Bewerbern festlegen. Der Ausschuss wird vom Gemeinderat bestimmt
• Das Gebäude sollte im Eigentum der Gemeinde sein

2. Handlungsempfehlung: Koordination von Hilfen

• Bedarf: Die Auswertung des Fragebogens und des Bürgergesprächs zeigt, dass die große
Mehrheit solange als möglich in den eigenen Vierwänden das Alter erleben möchte. Dies
ist auch die beste Alternative, solange es gesundheitlich möglich ist. Das bedeutet jedoch,
dass der Bedarf an Hilfen für die alltägliche Lebensbewältigung groß ist und in Zukunft
weiter zunehmen wird.

Die Hilfen für die tägliche Bewältigung des Lebens in Pfaffing kann
nicht mehr alleine ehrenamtlich bewältigt werden, dies zeichnet sich bereits jetzt ab. Eine
professionelle Leistung ist erforderlich.

Die Bürgerhilfe wäre die geeignete Institution.
Sie sollte ihre bisherige Arbeit weiter ausbauen, um der Nachfrage gerecht zu werden.

Dies zeigen Modellprojekte deutlich auf.
• Aufgaben der „Koordinationsstelle“:
o Organisation, kontinuierliche Helfersuche, Betreuung und Schulung ehrenamtlicher
Helferinnen und Helfer
o Vermittlung und Vernetzung von Dienstleistern für die Alltagsbewältigung
o Beratung in Fragen der Alltagsbewältigung und Unterstützung bei der
Beantragung von öffentlichen Fördermitteln (z.B. Vermittlung an Beratungsstellen
im Landkreis)
o Organisation und Betreuung von Mitarbeitern auf Minijob-Basis bzw. z.B.
Integration von Bewerbern für ein soziales Jahr
• Finanzierung: Entscheidend für die Verwirklichung einer wirksamen Koordinationsstelle ist
die Finanzierung einer Halb- oder Ganztagskraft. Eine Mischfinanzierung könnte durch
eine Stiftung, Förderung durch die Gemeinde (evtl. Gemeinde übergreifende Kooperation),
Mitgliedsbeiträge und staatliche Förderung für Modellprojekte erfolgen

3. Handlungsempfehlung: Mobilität / Infrastruktur

Ein wichtiger Aspekt wurde hier in den Fragebögen und in der Bürgerbefragung
angesprochen. Dabei geht es um Fahrmöglichkeiten, infrastrukturelle Bedingungen
barrierefreie, verkehrssichere Wege
• Rosi-Rufbusmodell: Das Konzept des Rosi-Rufbusmodells kann eine wichtige Verbesserung
sein, insbesondere im Verbund mit Nachbargemeinden. Dabei ist sicherzustellen, dass die
Haltestellen für die Zielgruppe geeignet sind
• Mitfahrbänke: Als Ergänzung könnten auch Mitfahrbänke eingerichtet werden
• Nahversorgung: Die ortsnahe Versorgung mit Lebensmitteln sollte erhalten bleiben
• Ärztliche Versorgung: Die Erweiterung der ärztlichen Versorgung im Gemeindegebiet sollte
weiter vorangetrieben werden
• Verkehrssicherheit:
o Gehwege und -bahnen sollten ausgezeichnet und Barrieren eingeschränkt bzw.
beseitigt werden
o Ortsnahe Wanderwege sollten ausgebaut und gepflegt werden
o Öffentliche Toilette(n) an relevanten Stellen wären wünschenswert
• Barrierefreiheit im Verwaltungsgebäude: Das Verwaltungsgebäude der Gemeinde sollte
barrierefrei gestaltet werden, um die Zugänglichkeit zu verbessern.
 

Siehe auch:

Zusammen ist man weniger allein – Wasserburger Stimme