Neues Präventionsangebot für betroffene Frauen im Landkreis Rosenheim

Endometriose ist eine noch eher unbekannte Erkrankung von Frauen, die zu erheblichen Schmerzen und Einschränkungen der Lebensqualität führen kann. Ein neues von der Gesundheitsregion-Plus gefördertes Präventionsangebot soll ab Oktober betroffenen Frauen im Landkreis Rosenheim helfen.

Endometriose zählt zu den häufigsten Unterleibserkrankungen bei Frauen. Die meist chronisch verlaufende Krankheit hat erheblichen Einfluss auf die Lebensqualität der Betroffenen. Sie verursacht neben anderen Symptomen vor allem Schmerzen und Blutungsstörungen. Auch eine ungewollte Kinderlosigkeit kann Folge der Erkrankung sein.

Ein wirkungsvolles Schmerz- und Bewegungsmanagement kann dazu beitragen weitere Einschränkungen der eigenen Lebensqualität durch die Krankheit zu verhindern. Das von der Physiolounge Raubling entwickelte Präventionsangebot umfasst acht Kurseinheiten. „Als spezialisierte Physiotherapeutinnen im Fachbereich der Gynäkologie, Geburtshilfe, Urologie und Proktologie haben wir viel Erfahrung im Umgang mit betroffenen Frauen. Diese Erfahrung haben wir nun gebündelt und ein Präventionsangebot entwickelt, das Frauen ermöglichen soll, besser mit ihrer Erkrankung umgehen zu können“, so Sophia Oberprieler, Leiterin der Physiolounge Raubling. „Der Austausch unter Betroffenen steht für uns dabei genauso im Fokus, wie auch ein selbstbestimmtes und präventives Management der eigenen Beschwerden“.

Mit Unterstützung der Gesundheitsregion-Plus des Landkreises Rosenheim ist das Präventionsangebot kostenfrei. Die Förderung findet im Rahmen der Kampagne „Frauen – sichtbar & gesund“ des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit, Pflege und Prävention statt. Der erste Präventionskurs startet Anfang Oktober. Ein zweites Angebot beginnt im Dezember dieses Jahres. Interessierte können sich ab dem 1. September unter physiolounge-raubling.de/kurse-leistungen/ für den Präventionskurs anmelden.

Priv.-Doz. Dr. Dr. h.c. Stefan Rimbach ist Leiter des Endometriose-Zentrums am Krankenhaus Agatharied im benachbarten Landkreis Miesbach. Katrin Posch, Geschäftsstellenleiterin der Gesundheitsregion-Plus hat mit dem regionalen Fachexperten über die Erkrankung gesprochen:

Posch: Was ist Endometriose und wie häufig tritt diese Erkrankung auf?

Rimbach: Endometriose ist eine gutartige, aber oft chronische Erkrankung, die vor allem Frauen im gebärfähigen Alter betrifft. Bei Endometriose bildet sich Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter, etwa am Bauchfell, den Eierstöcken, aber auch am Darm, der Blase oder den Harnleitern. In Form der sogenannten Adenomyose findet sich die Schleimhaut auch in der Gebärmuttermuskulatur. Betroffen sind zehn bis 15 Prozent aller Frauen, möglicherweise liegt die Dunkelziffer wesentlich höher.

Posch: Welche Symptome und Beschwerden verursacht Endometriose?

Rimbach: Die Herde verursachen vor allem Schmerzen, auch Blutungsstörungen können auftreten. Auch eine ungewollte Kinderlosigkeit kann mit Endometriose zusammenhängen. Die Beschwerden sind oft massiv und treten typischerweise zyklisch mit der Regelblutung auf. Dazu können Beschwerden beim Geschlechtsverkehr, beim Stuhlgang oder bei der Harnentleerung kommen. Schließlich resultieren Dauerschmerzen, vor allem im Unterbauch, aber auch z.B. in die Beine oder in den Rücken ausstrahlend.

Posch: An wen können sich Frauen wenden, wenn sie vermuten von Endometriose betroffen zu sein?

Rimbach: Erste Ansprechpartner sind immer die betreuenden Frauenärzte. Wenn der Verdacht auf die Erkrankung besteht, helfen spezialisierte Zentren weiter, wie z.B. das Zertifizierte Endometriose-Zentrum am Krankenhaus Agatharied. In unserer Endometriose-Sprechstunde  treffen Frauen auf ein engagiertes Team aus Ärztinnen und Ärzten mit besonderer Qualifikation auf dem Gebiet der Endometriose. Hier werden nach eingehender Untersuchung die unterschiedlichen Behandlungsmöglichkeiten aufgezeigt und besprochen.

Posch: Welche Behandlungs- und Unterstützungsmöglichkeiten gibt es für Endometriose-Betroffene?

Rimbach: Sollte sich der Verdacht auf Endometriose bestätigen, kommen meist entweder eine hormonelle Behandlung oder die Operation in Frage. Wenn ein operativer Eingriff notwendig ist, kann er in aller Regel minimal invasiv erfolgen durch eine sogenannte Bauchspiegelung. Ergänzend helfen oft Maßnahmen wie eine spezielle Physiotherapie, Schmerztherapie oder bei Kinderwunschpatientinnen die Kooperation mit einem Kinderwunschzentrum. Gerade bei chronischen Schmerzpatientinnen gehört dazu auch die Möglichkeit einer Reha. Ein Endometriose-Zentrum zeichnet sich durch seine besondere medizinische Expertise, aber auch durch die enge Vernetzung der Kooperationspartner aus.