Gelebte Tradition seit stolzen 40 Jahren: Die Böllerschützen Pfaffing feierten - Unsere Bilder

Sie sind aus dem Gemeindeleben nicht mehr wegzudenken – seit nun genau stolzen 40 Jahren: Die Böllerschützen Pfaffing um ihren Capo Beni Niedermeier aus Nederndorf. Mit fünf Vereinen wurde das jetzt gefeiert – die Forstinger, Albachinger, Edlinger und Griesstätter sowie eigens auch die Glonn-Zinneberger waren mit ihren Böllerschützen dabei. Imposant das Bild, als sich alle etwa 70 anwesenden Aktiven auf dem Feldl in Nederndorf aufstellten, um nun gemeinsam ein kräftiges Salut zu Ehren der Pfaffinger zu schießen.

Im Bild unten links die Schaftböller-Schützen und rechts die Handböller-Schützen der Jubilare …

Fotos: Renate Drax

Es ist ihr aller Hobby mit viel Leidenschaft zur bayerischen Tradition – und mit viel investierter Freizeit im Namen des Gemeindelebens:

Stets in fescher Vereins-Tracht und nicht nur an besonderen Festtagen wie Taufen, Hochzeiten, Geburtstagen, Ostern, zu Weihnachten oder am Neujahrsfest wird geschossen, sondern auch Ehrensalute an Schützenfesten, Prozessionen, Segnungen – aber auch zu Beerdigungen sowie am Volkstrauertag zu Ehren und im Gedenken an die Opfer und Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkriegs.

Er blickte in einer kurzen Festansprache zurück auf die Anfänge: Beni Niedermeier (im Bild).

In einer gemütlichen Schießabend-Runde im Jahr 1983 beim Schützenverein in Pfaffing hatten Rudi Köstner und Heini Niedermeier die Idee oder vielmehr den Wunsch gehabt, ein in der Gegend fast abgekommenes, aber altes, bayerisches Brauchtum – nämlich das Böllerschießen – in der Gemeinde ins Leben zu rufen.

Zu Sechst machte man sich wenige Wochen später auf – im November 1983 – an Prüfungen teilzunehmen. Im Februar 1994 war’s dann soweit mit der Gründung, berichtete der Böllermeister.

Seinen erinnernden Worten jetzt zum Jubiläums-Fest schloss sich ein Gedenken an die Verstorbenen mit einer Schweigeminute an.

Um die erforderliche Berechtigung zum Umgang und Schießen mit Böllern zu erwerben  – links ein Handböller, rechts ein Schaftböller – muss man im Vorfeld einen nach der gesetzlichen Spreng-Verordnung staatlich anerkannten Lehrgang mit abschließender schriftlicher und praktischer Prüfung absolvieren und diesen natürlich mit Erfolg bestehen. Von den Behörden wird eine restriktive Prüfung jedes einzelnen Schützen und seines Böllers zudem dann regelmäßig vorgenommen (alle fünf Jahre).

Heute zählt die Pfaffinger Gruppe 29 Aktive, seit vielen Jahren sind hier auch gerne Frauen dabei … 

Das Böllern selbst hat eine traditionsreiche und teilweise auch durch alte Chroniken belegte Geschichte, die bis in das ausgehende 15. Jahrhundert zurückreicht. Jedoch ist es trotz aller Nachforschungen bis heute nicht gelungen, das Entstehen dieses Brauchtums schlüssig nachzuweisen.

Fest steht aber, dass seit Jahrhunderten im gesamten deutschsprachigen Raum – von Mecklenburg bis Tirol, von Bayern bis Westfalen und bis tief in böhmische Gebiete – schon geböllert wurde.

Ausdruck der Lebensfreude: Ein friedliches Jubilieren, tief verwurzelt

Entwickelt aus mehreren Bereichen: So sollte es zum einen einst der Abwehr von bösen Geistern und Dämonen dienen und gleichzeitig helfen, das Wetter zu ändern und die Natur zu erwecken. Auch sollte es die Lebensfreude zum Ausdruck bringen, wenn Taufen, Geburtstage oder Hochzeiten anstanden. Vergleichbar mit dem Tusch in der Musik – so der Salutschuss …

Es galt früher als ein höchster Achtungs-Erweis, wenn Herrscher und Könige zu Besuch kamen und mit Böllerschüssen empfangen wurden. Aber wohl auch, um rasche und zuverlässige Warnungen zu verbreiten, wurde geböllert. So war es noch Anfang des 20. Jahrhunderts in verschiedenen Teilen der Alpenländer üblich, bei Feuer, Kriegs- oder sonstiger Gefahr von den abgelegenen Gehöften der Bergbauern aus durch Böllern auf sich aufmerksam zu machen.

Böllern ist gepflegtes Brauchtum und als Teil des „Schützenwesens in Deutschland“ als immaterielles Kulturgut von der Deutschen UNESCO-Kommission anerkannt. Es ist bei vielen Anlässen Ausdruck der Freude über ein besonderes Ereignis und ein friedliches Jubilieren …

Zum Jubiläumsfest in Pfaffing wurde nach bestimmten Reihenfolgen geschossen, die der Kommandant Beni Niedermeier (Bild unten verdeckt) vorgab – von hoch oben und per Fahnen.

Das Reihen- oder Lauffeuer wurde zum Beispiel im gleichen Takt – langsam – geschossen (man wartet etwa, bis man den Schall vom Vorgänger wieder hört).

Der einzelne Schütze muss dann hier besonders schnell beim Nachladen sein, damit es keine Verzögerungen gibt: Das rasche Reihen- oder Schnellfeuer wurde wie das Lauffeuer im gleichmäßigen Takt ausgeführt, allerdings erfolgten die Schüsse in kürzestem Abstand unmittelbar nacheinander.

Der Salutschuss erfolgte zu Beginn gleichzeitig von allen knapp 70 anwesenden Schützen.

Das Böllerpulver wird im Handböller mit Hilfe eines Korkens verdämmt – die Verdämmung wird von Hammer und Ladestock in das Rohr geschlagen – siehe Foto unten. Gezündet wird die Ladung durch ein Zündhütchen, welches wiederum durch ein Perkussionsschloss (bei Hand- und Schaftböllern) gezündet wird.

Grußworte für den Pfaffinger Schützenverein sprach dann im festlich geschmückten Stadl Franz Burger als Ehrenschützenmeister. Ganz besonders dankte er Beni Niedermeier, mit dem die Böllerschützen Pfaffing einen wahren Glücksfall seit all den Jahrzehnten haben. Diesem nämlich sei koa Arbat z’vui und dabei „jammert er ned amoi, der Beni“, so Burger. Das Foto unten zeigt Franz Burger links im Bild bei der Übergabe eines Geschenks.

Für einen zünftigen Rahmen zum Jubiläumsfest in Nederndorf  – sowohl beim Festzug, als auch später im Stadl – sorgte die „Weißbier-Musi“ von der Trachtenblaskapelle Ramsau …

Gerne sprach auch Pfaffings Bürgermeister Josef Niedermeier seine Geburtstagswünsche aus. Verbunden mit einem herzlichen Dank für das große Engagement der Aktiven in ihrer Freizeit. Die Böllerschützen Pfaffing seien ein fester Bestandteil des Gemeindelebens. Sie würden Identität schaffen und Zusammenhalt und Freude. 

Und hier ein paar weitere Eindrücke vom Fest

Wie eine große Familie: Ein Herz für Tradition und Kameradschaft haben diese vier Böllerschützen, die von der Ortschaft Hart in der Gemeinde Schechen teils seit Jahrzehnten gerne teil der Pfaffinger Gruppe sind. Das Foto zeigt mit Böllermeister Beni Niedermeier von links Hubert Hirl, Bernhard Köstner, Chris Köstner und Sebastian Zeller.

Stolze Trägerin des Vereins-Taferls: Die Antonia.

Auch Publikum gab’s bei den Darbietungen der Böllerschützen auf der Nederndorfer Wiesn – darunter Pfaffings Altbürgermeister Josef Niedermeier sen. mit Gattin (ganz links im Bild sitzend).

Sie bedienten mit anderen im Team die Festgäste fleißig: Tommi (links) und Vitus Bacher von der Pfaffinger Schützen-Jugend.

Fröhliches Spaliersteh‘ bei bestem Wetter für die Jubiläums-Gäste aus Nah und Fern … Schee war’s!