Wildtierhilfe Amerang gibt Tipps zum richtigen Umgang mit den stacheligen Tieren

Die Tage werden kürzer, der Herbst ist da – es ist wieder Igelzeit. Gerade in der Dämmerung und am Abend sieht und hört man wieder vermehrt Igel in den Gärten oder auf Straßen. Im Gespräch mit der Wasserburger Stimme erklärt Marie-Theres Schurrer, Vorsitzende der Wildtierhilfe Amerang, wie man den stacheligen Gesellen gut über den Winter helfen kann.

Wenn man einen kranken oder verletzten Igel findet, sollte dieser vorsichtig in einem hohen Karton mit mindestens einem halben Meter Höhe oder einer hohen Plastikwanne fliegensicher an einem ruhigen Ort untergebracht werden. Dieses Behältnis muss mit Zeitungspapier ausgelegt und mit einem weichen Handtuch ohne Schlaufe versehen werden. Das Handtuch ist zum Einkuscheln gedacht. „Am Anfang darf nur Wasser und eventuell ein weiches, fein zerdrücktes Rührei angeboten werden“, erklärt Marie-Theres Schurrer. Da die Igel oft tagelang nichts gefressen haben, müsse man langsam mit dem Füttern anfangen. Sonst könne es passieren, dass Darm und Kreislauf überfordert werden und das Tier verende. Wärmequellen wie lauwarme Kirschkernkissen oder Wärmflaschen sollten immer bereitgehalten werden, allerdings so, dass der Igel die Wärme bei Bedarf wieder verlassen könne. Nach dieser Behandlung solle umgehend die Igelstation kontaktiert werden.

Auch beim Futter gibt es einiges zu beachten. Da Igel laktoseintolerant sind, vertragen sie keinerlei Milchprodukte, auch keine Hafermilch oder Mandelmilch. Ebenso tabu sind Getreide, Haferflocken, Nüsse oder Vogelfutter. „Auch das im Handel angebotene Igel-Spezial-Futter ist ungeeignet, da darin oft Getreide und minderwertiges Fett enthalten ist“, so Schurrer. Igel seien Insektenfresser, Vogelfutter, Nüsse und Haferflocken werden oft aus der Not heraus gefressen, sind aber für die Igel nicht verwertbar. „Sie verhungern mit vollem Magen“.

Am besten füttert man handelsübliches Katzendosenfutter für Katzenkinder mit mindestens 60 Prozent Fleischanteil. Auch Trockenfutter für Katzenkinder sei ein adäquates Zusatzfutter für die stacheligen Gartenbewohner.

Wenn man nun einen Igel zur Wildtierpflege Amerang gibt, bekommt man ihn dann wieder zurück? „Wir versuchen, die Igel wieder dort auszuwildern, wo sie gefunden wurden, denn Igel sind standorttreu und möchten in ihre alten Reviere zurück“, erklärt Marie-Theres Schurrer. Dies gehe leider aber nicht immer, beispielsweise wenn sich stark befahrene Straßen in ihrem Revier befinden oder die Lebenszustände in ihrem Revier ein Überleben unmöglich machen. Es werde gezielt nach Gärten gesucht, die den Igeln optimale Bedingungen bieten, um sie wieder in die Freiheit zu entlassen. Die Wildtierhilfe Amerang sei immer auf der Suche nach Igelgärten, besichtigt diese und steht Gartenbesitzern gerne mit Rat und Tat zur Seite, um deren Gärten igelfreundlich zu gestalten.

Schurrer verweist darauf, dass man Igelpflege auch lernen könne. Jeden Herbst veranstalte die Wildtierhilfe Amerang mehrere Igelpflege-Basiskurse, um neue Helfer für die Station auszubilden, die bei sich zu Hause unter Anleitung Igel pflegen und versorgen. Um herauszufinden, ob man die Voraussetzungen für eine Igelpflegestelle erfüllen kann, steht ein unverbindlicher Fragebogen zur Verfügung.

„Wir suchen immer Menschen, die mit uns im Team unsere Schützlinge versorgen und gesund pflegen wollen“, ergänzt Marie-Theres Schurrer.

Igel-Nothilfe-Telefon: 0174 7535001

Notruftelefon: 0152 21 34 84 98

TANJA GEIDOBLER