Umweltreferent Lorenz Huber berichtete über seine Tätigkeit

In der gestrigen Stadtratssitzung berichtete der Referent für Umwelt, Naturschutz und die Kläranlage, Lorenz Huber, zum voraussichtlich letzten Mal über sein breit gefächertes Tätigkeitsfeld. Das Hauptaugenmerk lag dabei beim Baumschutz und der Kläranlage.

Huber berichtete von vielen Anrufen aus dem Bauamt, um eine Baumbesichtigung zu vereinbaren. Grund war, dass die Stadt Wasserburg seit November 2018 eine Baumschutzverordnung habe, die eine unzulässige Fällung für bestimmte Baumarten und Baumgrößen im Bauleitplanungsbereich nicht mehr ohne weiteres zulasse. „Lange habe ich mich persönlich nicht mit einer derartigen Verordnung anfreunden können. Wir haben eh schon genug staatliche Vorgaben, die ins Eigentumsrecht eingreifen“, so Lorenz Huber. Da aber bei größeren Bauvorhaben, vor allem bei Bauträgern, aber auch im öffentlichen Bereich immer wieder im Vorfeld markante Bäume in einer Art „Nacht- und Nebelaktion“ gefällt wurden, um das Bauumfeld zu vereinfachen oder sogar aufzuwerten, vor allem bei Bauträgern war dies der Fall, kamen immer wieder Einwände von „ außen“, aber auch von „innen“.

Als „Supergau“ beschrieb der Umweltreferent dann die Fällung der „kolossalen“ Eiche in Gabersee und der prägenden Bäume im Baugebiet „ Fischbacher“ in Attel. Das war für ihn der Grund, eine Baumschutzverordnung zu initiieren. Dass diese mit nur einer Gegenstimme im Stadtrat beschlossen wurde, freue ihn noch heute.

Durch die Baumschutzverordnung würden nicht nur städtische Bäume geschont, auch viele Privatpersonen und Firmen befassen sich mit dem Thema. Meist komme ein sehr sachliches und freundliches Gespräch zustande, es werde im Vorfeld darüber beraten und eine für alle Beteiligten pragmatische Lösung gefunden.

Manchmal werde der Baum aber doch gefällt, weil beispielsweise gültiges Baurecht bestehe. In solchen Fällen werde meist eine Ersatzpflanzung vereinbart, die auch an anderer Stelle ausgeführt werden könne.

Huber berichtete weiter, dass selbst die „Untere Naturschutzbehörde“ im Landratsamt die Dienste eines Umweltreferenten in Anspruch nehme, um bei mangelnder Zeit dieser Behörde diverse Begutachtungen durchzuführen.

Als Beispiele nannte er den Abriss des „Grandlhauses“ auf dem Grundstück der Firma Meggle, welches auf Vogel- und Fledermausbruttätigkeit von ihm untersucht wurde und der Abriss eines alten Maschinenschuppens.

Ein weiterer Punkt seiner Tätigkeit sei die Kläranlage, hier begrüßte Huber den Betriebsleiter Günter Grasberger, der im Nachgang für eventuelle Fragen zur Verfügung stand.

Die Kläranlage der Stadt Wasserburg wurde 1988 in Betrieb genommen. Die ehemalige Gemeinde Attel verfügte bereits 1973 über eine Kläranlage, diese wurde zu der Zeit der Städter noch über den Inn entsorgt. Die Attler Kläranlage wurde im Zuge der Kanalerweiterung der südlichen Stadtteile aufgelassen und mittlerweile komplett zurückgebaut.

Lorenz Huber erklärte, dass etwa 20.000 Einwohner momentan über das Kanalnetz an die Kläranlage angeschlossen seien. Diese Zahl sei deshalb so hoch, weil die Gemeinden Edling und Eiselfing ihr Abwasser ebenfalls nach Wasserburg beziehungsweise in die Odelshamer Au leiten, welche zum Gemeindegebiet Babensham gehöre. 

Im Jahre 1991 wurde im Rahmen der „Abwasserverwertungsverordnung“ der Grenzwert für Stickstoff auf 18 Milligramm pro Liter eingeführt. Um diese Werte dann auch dauerhaft einhalten zu können, wurde im Jahr 2000 von der Stadt eine Lizenz zum patentierten sogenannten „SDN–Verfahren“ zur Denitrifikation von der Südchemie erworben. Eigentlich hätte der Ausbau schon zu diesem Zeitpunkt erfolgen müssen, da aber zum 31. Dezember 2024 die wasserrechtliche Erlaubnis endet, „sind wir praktisch gezwungen unsere Anlage zu ertüchtigen“. „Dass unsere Kläranlage die gesetzlichen Werte noch einhalten kann, ist sicher dem Engagement vom  Kläranlagenleiter und seinem Mitarbeitern zu verdanken“, führte Huber weiter aus.

Die hydraulische Belastung liege derzeit bei 3.500  bis 18.000 Kubikmetern täglich, dies komme daher, dass man ein Mischsystem habe und bei größeren Niederschlagsereignissen mehr Wasserfracht komme als bei Trockenheit.

Die derzeitige Bemessungsgröße der Anlage betrage circa 49.000 EW (Einwohnerwert). Da jedoch die Zahl der Einleiter steigen werde, wird von 0,5 Prozent im Jahr ausgegangen, dazu brauche man in den nächsten 20 Jahren etwa 4000 EW mehr. Das entspreche für Eiselfing ein Plus von 500 EW, in Wasserburg von 1500 sowie in Edling von 2000. „Da muss auch bei den Gebühren, vor allem auch bei den Fremdeinleitern, entsprechend nachgebessert werden“ erläuterte Huber. Diese Ertüchtigung werde vermutlich acht bis zehn Millionen Euro verschlingen. Aber selbst dann werde Wasserburg von den Abwassergebühren noch unter dem Landkreisdurchschnitt bleiben, so das Ingenieurbüro Dippold & Gerold.

Der Stromverbrauch der Wasserburger Kläranlage betrage pro Jahr etwa 1,3 Millionen Kilowattstunden, was einen Verbrauch von 37 Kilowattstunden pro Tag und EW bedeute. Das entspreche etwa der Stromversorgung von 340 Durchschnittshaushalten. Im Mittel werden 62 Prozent des Strombedarfes von den zwei eigenen Blockheizkraftwerken mit je einer elektrischen Leistung von 125 Kilowatt erzeugt. Ein kleiner Teil komme noch von der eigenen Photovoltaikanlage dazu. Den Rest liefern die Stadtwerke.

Bürgermeister Michael Kölbl dankte Lorenz Huber für den Vortrag, seine langjährige Tätigkeit als Umweltreferent und die immer sehr gute Zusammenarbeit.

Stadträtin Bettina Knopp (Bündnis 90/Die Grünen) stellte die Frage, ob es eine Möglichkeit gäbe, das Abwasser nochmal zu verwenden, beispielsweise für die Toilettenspülung. Lorenz Huber erklärte, dass dies zwar in der Theorie möglich, aber mit einem sehr großen Aufwand verbunden sei. Hier müsse dann eine Rückführung gemacht werden.

Friederike Kayser-Büker (SPD) dankte Lorenz Huber im Namen ihrer Fraktion für die geleistete Arbeit. Als Umweltreferent sei viel Geschick und Diplomatie gefordert.

Dem schloss sich Georg Machl (CSU) an. Er bedauerte, dass es Hubers letzte Rede als Umweltreferent war.

TG