Heimatverein Wasserburg unternahm einen mehrtägigen Ausflug zu kunsthistorischen Stätten
Eigentlich liegt der Bodensee am Rande. Für die Deutschen stellt er die Südgrenze nach Österreich und zur Schweiz dar, für die Österreicher ist er die Westgrenze und für die Schweizer liegt er im Norden. Dennoch ist der Bodensee seit Menschengedenken mittendrin: Von hier aus brach man Richtung Süden über die Alpen auf, Richtung Osten hin zum Balkan und Richtung Norden nach Deutschland. Und weil er mittendrin liegt, hat das Land am Bodensee auch viel zu bieten. Der Wasserburger Heimatverein, der alljährlich eine mehrtägige Reise zu kunsthistorisch wertvollen Schauplätzen veranstaltet, fuhr in diesem Jahre an den Bodensee.
36 Mitglieder des Vereins waren dabei, man fuhr zuerst nach Bregenz, der Hauptstadt des österreichischen Bundeslandes Vorarlberg. Die Gruppe erfuhr, dass Vorarlberg 1918/19 versuchte, der schweizerischen Eidgenossenschaft beizutreten und dass dies misslang, weil zum einen die Alliierten das nicht akzeptierten und zum anderen die Schweizer es ablehnten, weil sie befürchteten, der Einfluss der Katholiken könnte zu groß werden. Die Schweizer sprachen damals spöttisch vom „Kanton Übrig“.
Anschließend ging es nach Lindau, dem bayerischen Tor zum Bodensee. Die bayerische Kreisstadt wurde 1945 von den US-Amerikanern Frankreich überlassen, damit Frankreich eine Landbrücke von seiner Zone in Deutschland (das südliche Baden-Württemberg) zur französischen Zone in Österreich (Vorarlberg und Tirol) erhalten konnte. Seit 1955, seit dem Staatsvertrag für Österreich, ist Lindau aber wieder ein uneingeschränkter Teil Bayerns.
Am zweiten Tag der Exkursion fuhr man nach Stein am Rhein in der Schweiz, einem kleinen Ort mit ungefähr 3.500 Einwohnern, aber einem pittoresken mittelalterlichen Stadtbild, das zum Verweilen einlud. Direkt am Rhein, beim Auslauf aus dem Bodensee gelegen, war Stein schon seit der Antike ein wichtiger Handelsplatz.
In der Kantonshauptstadt St. Gallen besuchte man neben den wichtigsten Sehenswürdigkeiten in der Stadt die Stiftsbibliothek. Sie wurde wahrscheinlich von dem irischen Mönch, dem heiligen Gallus begründet und existiert gesichert seit 719. Die Stiftsbibliothek in St. Gallen gehört zu den bedeutendsten historischen Bibliotheken der Welt. Sie ist die einzige der grossen Klosterbibliotheken des Frühmittelalters, deren qualitativ hervorragender Bestand vom 8. Jahrhundert bis heute einigermaßen intakt geblieben ist. Die Teilnehmer an der Fahrt waren beeindruckt von dem riesigen Bibliotheksraum, der bis heute zahllose Handschriften aus dem Mittelalter besitzt.
Am dritten Tag ging es dann nach Meersburg und Konstanz. Hierzu fuhr die Gruppe mit dem Schiff von Meersburg nach Konstanz hinüber und erhielt eine Führung durch Konstanz, in dem Konzilsgeschichten des Konstanzer Konzils von 1414 bis 1418 im Mittelpunkt standen. Immerhin ist Konstanz der einzige Ort nördlich der Alpen, wo ein Papst gewählt wurde, und zwar Martin V. am 11.11.1417. Man konnte sich bei einer Wahl am Martinstag auch kaum einen anderen Namen vorstellen. Die Gruppe erfuhr bei ihrem zweistündigen Rundgang durch Konstanz auch, dass während des Konzils in der Stadt, die damals 4.000 Einwohner hatte, bis zu 60.000 Besucher anwesend waren, darunter auch mehrere tausend Kurtisanen.
Mit dem Schiff ging es dann nach Meersburg zurück und von dort mit dem Bus zum Hotel.
Der vorletzte Tag stand im Zeichen der Insel Reichenau: Reichenau ist die größte Insel im Bodensee und ist seit 2000 als „herausragendes Zeugnis der religiösen und kulturellen Rolle eines großen Benediktinerklosters im Mittelalter“ auf der UNESCO-Welterbe-Liste verzeichnet. In diesem Jahr feierte die Insel ihr 1.300-jähriges Bestehen.
Das Königskloster Reichenau „war eines der innovativsten kulturellen und politischen Zentren und besaß im 10. und 11. Jahrhundert eine einflussreiche Malschule. Die Hauptwerke der Reichenauer Handschriften wurden 2003 als „kulturgeschichtlich einzigartige Dokumente, die exemplarisch das kollektive Gedächtnis der Menschheit repräsentieren“, zum UNESCO-Weltdokumentenerbe hinzugefügt.
Neben der Klosterkirche besuchte die Gruppe auch das Museum und die Kirche St. Georg. Es handelt sich hier ein spätkarolingisches und ottonisches Kirchengebäude auf der Insel Reichenau. Die Basilika. wurde Ende des 9. Jahrhunderts gebaut und soll Knochen des heiligen Georg beherbergen. Mittelalterliche Fresken konnten ebenso bewundert werden wie die schlichte romanische Bauweise der Kirche.
Am Nachmittag erhielt die Gruppe noch eine Führung durch die Klostergärten, wo die Ordensfrauen seit dem frühen Mittelalter Kräuter anbauten, die sowohl dem kulinarischen Wohl dienten, aber auch bei Infektionen Heilung versprachen.
Zu Guter Letzt besuchte die Gruppe auf dem Heimweg Wasserburg am Bodensee. Der Namensvetter der Innstadt beherbergt seinerseits knapp 4.000 Einwohner. Seine vorgelagerte Halbinsel ähnelt vom äußeren Anschein ein wenig der Innstadt. Neben dem Geburtshaus Martin Walsers besichtigte die Gruppe die St. Georgs-Kirche, die auf einen Kirchenbau aus dem 8. Jahrhundert zurückgeht.
Danach fuhr die Gruppe heim und der Erste Vorsitzende des Heimatvereins, Peter Rink, war glücklich, dass alle Teilnehmer wieder gut in Wasserburg am Inn ankommen konnten. Der zweite Bürgermeister der Stadt Wasserburg, Werner Gartner, bedankte sich abschließend bei ihm auch für die Organisation und Durchführung der Fahrt.
Die Rückmeldungen der Teilnehmer waren eindeutig: Es war eine sehr intensive, beeindruckende, aber wohl auch anstrengende Fahrt ins Dreiländereck.
Auf den Bildern ist zu sehen: Stiftsbibliothek St. Gallen, Kirche auf Reichenau (mit Teilnehmern), Fresken in St. Georg auf Reichenau, Ortsbild Stein am Rhein, Schatzkammer Reichenau, zwei Fotos vom Rhein und vom Bodensee und abschließend der Kräutergarten)
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