Beliebte Sennerin, Autorin und Wildkräuter-Expertin war bei den Gartlern in Pfaffing zu Gast

Die stille Abgeschiedenheit des Berges, fernab vom hektischen Alltag im Tal: Das sind die Sommer von Martina Fischer (rechts im Bild). Von Almauftrieb bis Almabtrieb übernimmt sie die harte Arbeit einer Almerin, melkt Kühe und nun vor allem Ziegen, macht Butter und Käse, mistet den Stall aus, betreut die Tiere liebevoll. So lebt sie im ursprünglichen Rhythmus der Jahreszeiten, den Gewalten der Natur ausgeliefert.

Fotos: Renate Drax

In Pfaffing war die Autorin jetzt erneut beim Gartenbauverein mit Christine Glasl (links im Bild) an der Spitze zu Gast. Groß war das Interesse im voll besetzten Saal: Diesmal ganz besonders rund um das Wissen der Wildkräuter-Expertin: Ein wertvoller Abend, der allen im Gedächtnis bleiben wird …

Bevor Martina Fischer anhand eines Bildervortrags zu erzählen begann, hatte Christine Glasl für die rührigen Pfaffinger Gartler eine Jahresbilanz gezogen. Keine Mühen scheut der Verein stets – allen voran die Vorsitzende: Christine Glasl mit Team hatte eigens wieder den Treppenaufgang zum Gemeindesaal in Pfaffing passend zum Thema des Abends liebevoll ‚oimarisch‘ geschmückt – wie unsere Bilder zeigen …

Mit viel Liebe zum Detail: Aus der Gemeinde Pfaffing ist das große, ehrenamtliche Engagement nicht mehr weg zu denken.

Und nachdem sich die Mitglieder bei einem tollen Büffet gestärkt hatten und auch die Gäste angekommen waren – teils aus vielen Nachbargemeinden – begann Autorin Martina Fischer mit ihrem Vortrag, einem sehr persönlichen Vortrag.

Einsam wird es auf einer Alm nie, auch wenn man es vermuten könnte. Das machte sie von Beginn an sehr deutlich. Ein enges Verhältnis zu den Tieren erfülle ihr Leben auf eine ganze neue Weise und auch an interessanten Besuchern mangele es nicht. Die inspirierend bodenständige Autorin ließ die Pfaffinger auf charmante Art und Weise an ihrem Alltag, ihren Gedanken und Einsichten aus dem Leben auf der Alm teilhaben.

Einfühlsam erzählte sie nicht nur von den traumhaften Seiten: Das ungeschönte Leben einer Almerin mit Hingabe bis zum Rand der körperlichen Erschöpfung – auch das gehörte zu ihrem ehrlichen Vortrag. Das Sich-selbst-Finden im Alleinsein und in der Zufriedenheit, die man nach einem Tag mit harter Arbeit, der um 4.30 Uhr beginnt und nie vor 21 Uhr endet, in sich spürend …

Ist es doch eine Arbeit, bei der man nicht zimperlich sein darf, wenn es heißt, zahlreiche Jungkühe, Kälbchen und Milchkühe – oder nun vor allem Ziegen – zu versorgen. Wenn das Weidegebiet abgegangen und „geschwendet“, sprich von unerwünschtem Bewuchs freigehalten werden muss – wenn das Vieh täglich bei Wind und Wetter im weitläufigen Almgebiet kontrolliert, Zäune repariert und Brunnen instandgehalten werden müssen. Zudem soll ja die frisch gemolkene Milch sofort zu Rahm, Butter, Käse und Topfen weiterverarbeitet werden.

Martina Fischer stellte auch Rezepte aus ihrem neuesten Buch „Meine Wildkräuter – aus dem Wald von der Wiese und der Alm“ vor, das sie in Pfaffing den Besuchern zudem dann gerne signierte.

Mit Hingabe widmet sie sich den essbaren, wilden Kräutern, die im Wald, Garten oder auf den Almwiesen das ganze Jahr über zu finden sind. Zu jeder Pflanze hat sie eine besondere Beziehung, weiß um ihre heilende Wirkung, ihre charakteristischen Merkmale und was sich daraus in der Küche Feines zaubern lässt. Anhand inspirierender Geschichten und Anekdoten entführte Martina Fischer in eine in Vergessenheit geratene Welt der heimischen, essbaren Wildkräuter – mit vielen praktischen Anregungen für den Alltag sowie heilsamen und köstlichen Rezepturen für Körper und Seele.

Gerne las Martina Fischer auch Passagen aus ihrem neuen Werk vor.

Ihr war es wichtig, neben der Lehre von den Wildkräutern an diesem Abend die Hintergründe über Tiere und Pflanzen, Brauchtum und tief verwurzelte Werte so zu schildern, wie sie es oben auf den Almen erlebt hat und erlebt. Traditionen haben so viel Wertvolles, oft praktischen Nutzen und geben einem Halt – so ihr schönes Fazit.

Dazu ließ sie am Ende in einer Art Meditation fiktiv den BERG zum Publikum sprechen. Besonders berührend war das.

Und was die Besucher zwischen den Worten für ihren Alltag mit nach Hause nehmen konnten am Pfaffinger Abend beim Gartenbauverein:

Mehr auf die Geduld zu achten,

und auch sich etwas zuzutrauen – die ganzen ‚Aber‘- Sätze bei Seite zu legen –

und nicht zuletzt auch öfter mal völlige Stille aushalten zu lernen …

RD