Haager informieren sich über aktuelle und künftige Themen auf der Bürgerversammlung

Bei der letzten Bürgerversammlung in Haag, an der auch Landrat Max Heimerl teilnahm, informierte Bürgermeisterin Sissi Schätz umfassend über die aktuelle Lage der Marktgemeinde. Die Bürger hatten außerdem die Möglichkeit, Fragen zu stellen und ihre Anliegen direkt an die politischen Vertreter zu richten.

Schätz begann ihren Bericht mit positiven Nachrichten: Die Einwohnerzahl von Haag lag Ende Juni des letzten Jahres bei 6.640 Personen und zeigt damit ein stetiges Wachstum. Eine laufende Zensusfeststellung könnte die genaue Zahl noch leicht verändern, aber der Trend sei klar: Haag wächst.

 

Finanzen der Gemeinde

Im Anschluss stellte die Bürgermeisterin die Haushaltszahlen für das Jahr 2024 vor. Das Haushaltsvolumen beläuft sich auf 34,4 Millionen Euro, was eine beachtliche Steigerung von 6,51 Prozent gegenüber dem Vorjahr darstellt. Der Verwaltungshaushalt, der die laufenden Ausgaben der Gemeinde umfasst, wurde auf 18,4 Millionen Euro festgelegt. Im Vermögenshaushalt (2023), der für Investitionen vorgesehen ist, sind 15,9 Millionen Euro angesetzt. Der Schuldenstand der Gemeinde beträgt zum Januar 2024 insgesamt 6,56 Millionen Euro. Davon entfallen 1,05 Millionen Euro auf die Marktgemeinde selbst, während der Rest dem Schulverband zugeordnet wird. Dies führt zu einer Pro-Kopf-Verschuldung von lediglich 158 Euro, was weit unter dem Landesdurchschnitt von 751 Euro für vergleichbare Kommunen liegt.

 

Bauprojekte: Fortschritte und Zukunftspläne

Ein zentraler Punkt in Schätz’ Ausführungen waren die laufenden und geplanten Bauprojekte. Besonders das Projekt Zehenstadel, dessen Westteil derzeit umgebaut wird, nimmt einen wichtigen Platz in der Infrastrukturplanung der Gemeinde ein. Hier entsteht ein Bürgerzentrum, das zukünftig die Volkshochschule und die Gemeindebibliothek beherbergen wird. Auch für den Ostteil des Zehenstadels gibt es klare Pläne: Dort soll ein Integrationscafé eingerichtet werden, ergänzt durch einen multifunktionalen Veranstaltungsraum. Insgesamt belaufen sich die Kosten für dieses umfangreiche Vorhaben auf 9,7 Millionen Euro. Schätz zeigte sich optimistisch, dass dieses Projekt das soziale und kulturelle Leben in der Gemeinde erheblich bereichern wird.

Ein weiteres bedeutendes Bauvorhaben betrifft die Freibad-Brücke. Hier steht die Gemeinde in Verhandlungen mit dem LEADER-Förderprogramm der Europäischen Union, das bis zu 60 Prozent der Kosten übernehmen könnte. Das Gesamtprojekt ist mit 260.000 Euro veranschlagt, und Schätz betonte, dass eine solche Förderung eine große finanzielle Entlastung für die Gemeinde bedeuten würde.

Auch im Bereich Straßensanierung ist Haag aktiv. Der östliche Teil der Westendstraße wurde nach der Verlegung eines großen Kanals und der Erneuerung der Trinkwasserleitungen bereits saniert. Weitere Straßensanierungen, darunter die Tannenstraße, der Pappelweg und die Oberndorfer Straße, wurden ebenfalls abgeschlossen oder stehen kurz vor der Fertigstellung. Zukünftige Projekte sind bereits in Planung: So soll die Westendstraße West – von den Bürgern oft als „Schlagloch-Piste“ bezeichnet – saniert werden, sobald der neue Brunnen fertiggestellt ist. Schätz erklärte, dass der alte Brunnen stillgelegt wird, wodurch die Straße nicht länger im Wasserschutzgebiet liegt und die Sanierung weniger kostspielig ausfällt. Darüber hinaus sind auch die Hopfgartenstraße und die Zufahrt zum Sportplatz in Oberndorf Sanierungsobjekte, ebenso wie die Dorfstraße in Winden, die mit einem neuen Gehweg versehen werden soll.

 

Ausstattung der Feuerwehr

Nachdem es aufgrund des Ukrainekriegs zu Lieferverzögerungen gekommen war, konnte die Feuerwehr nun endlich mit zwei neuen Fahrzeugen ausgestattet werden: einem Löschgruppenfahrzeug für logistische Zwecke und einer dringend benötigten Drehleiter. Die Anschaffung dieser Fahrzeuge ist mit Gesamtkosten von etwa 1,3 Millionen Euro verbunden. Die Bürgermeisterin unterstrich die Bedeutung dieser Investition: „Schließlich gehört die Drehleiter zum Brandschutzkozept vom Schlossturm.“

 

Kulturelle Veranstaltungen in Haag

Neben den infrastrukturellen und finanziellen Aspekten spielte auch das kulturelle Leben in Haag eine wichtige Rolle in Schätz’ Vortrag. Sie hob die zahlreichen Veranstaltungen hervor, die die Marktgemeinde über das Jahr hinweg bereichern. Dazu zählen unter anderem der Christkindlmarkt, das Frühlingserwachen im Schlosshof und das Straßenfest, die mittlerweile feste Bestandteile des Haager Veranstaltungskalenders sind. Ein besonderes Highlight in diesem Jahr war das Fest „700 Jahre Marktrecht“, das mit einem Ritterturnier, einem Mittelaltermarkt im Schlosshof und einem historischen Lagerleben auf der Freyung begangen wurde. Schätz zeigte sich erfreut über die positive Resonanz auf diese Jubiläumsveranstaltung, die die lange Geschichte der Marktgemeinde eindrucksvoll ins Bewusstsein rückte.

 

Bürgerfragen

Im Anschluss an ihren Bericht stellte sich Schätz den Fragen der anwesenden Bürger. Ein wichtiger Diskussionspunkt war das Thema Wohnraum und Stellplätze. Ein Bürger äußerte Bedenken, dass die Zahl der geplanten Stellplätze bei neuen Wohnbauprojekten nicht ausreichend sei und forderte eine Anpassung des Stellplatzschlüssels. Schätz entgegnete, dass der Gemeinderat bereits reagiert habe: Zukünftig sollen pro Wohneinheit zwei Stellplätze vorgesehen werden, statt wie bisher 1,5. Diese Änderung soll sicherstellen, dass die Parkplatzsituation in der Gemeinde nicht weiter verschärft wird.

Ein weiterer Bürger forderte eine schnellere Umsetzung der Neugestaltung der Ortsmitte. Er kritisierte, dass der Gemeinderat sich bei diesem Thema selbst blockiere und forderte mehr Entschlossenheit. Schätz erklärte daraufhin, dass die Marktgemeinde derzeit in Gesprächen mit der Regierung von Oberbayern sei, um mögliche Fördermittel zu klären. Im November werde das Thema erneut im Gemeinderat behandelt. Sobald der Masterplan genehmigt sei, könne entweder ein Planungsbüro mit der konkreten Umsetzung beauftragt oder ein Planer-Wettbewerb ausgeschrieben werden. Sie bat die Bürger jedoch um Geduld, da der Prozess noch einige Zeit in Anspruch nehmen werde.

 

Landrat Heimerl über Migration und den öffentlichen Nahverkehr

Landrat Max Heimerl ging in seiner Rede auf zwei zentrale Themen ein: die Unterbringung von Geflüchteten und den öffentlichen Nahverkehr. Er erklärte, dass die Lage derzeit zwar „ruhig, aber nicht unproblematisch“ sei. In den vergangenen Jahren hatte der Landkreis mit hohen Flüchtlingszahlen zu kämpfen, was eine Herausforderung für die Unterbringung und Integration darstellte. Derzeit seien jedoch ausreichend Unterkünfte vorhanden, und es gebe keine akuten Engpässe. Dennoch warnte Heimerl davor, die Situation zu unterschätzen. Viele Kommunen, auch Haag, seien finanziell stark belastet, und die Kosten im Sozialsektor stiegen weiter an. Besonders im Bereich der Kinderbetreuung, für die die Kommunen verantwortlich sind, und in den Krankenhäusern, die auf Landkreisebene verwaltet werden, seien die Ausgaben in den letzten Jahren „exorbitant“ gestiegen. Diese Entwicklung schränke die Handlungsspielräume der Gemeinden zunehmend ein und mache es schwieriger, in andere Bereiche zu investieren.

Heimerl betonte, dass es trotz dieser Herausforderungen wichtig sei, die Region Mühldorf und damit auch Haag weiter voranzubringen. Er zeigte sich optimistisch, dass der Landkreis Mühldorf langfristig von seiner guten Lage und dem starken Bevölkerungswachstum profitieren werde. Die Region weise nicht nur eine wachsende Einwohnerzahl auf, sondern könne auch auf ein starkes Arbeitskräftepotenzial zurückgreifen, was viele Unternehmen anlocke. „Ich bin absolut optimistisch, dass gerade unsere Region prosperierend aus der Krise herauskommen wird“, so Heimerl. Dabei betonte er, dass es wichtig sei, trotz der finanziellen Belastungen nicht an falschen Stellen zu sparen. Als Warnung zog er einen Vergleich zur Deutschen Bahn: „Wir müssen schauen, dass wir uns nicht kaputt sparen und ähnliches passiert wie beim Bund mit der Bahn.“ Damit spielte Heimerl auf die jahrelangen Einsparungen an, die zu den heutigen Problemen im Bahnverkehr beigetragen haben.

Ein weiterer Schwerpunkt von Heimerls Rede war der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV), ein Thema, das viele Bürger beschäftigt. Er berichtete über die Bemühungen des Landkreises, die Buslinie zwischen Dorfen, Haag und Wasserburg auszubauen. Durch erhebliche Investitionen war es gelungen, einen Zwei-Stunden-Takt auf dieser Linie einzuführen. Doch trotz dieser Bemühungen sei die Nutzung der Buslinie enttäuschend verlaufen. „Wir haben uns das zwei Jahre angeschaut und wenn ich ehrlich bin, das Ergebnis ist ernüchternd“, sagte Heimerl. Es hätten sich nicht genügend Fahrgäste gefunden, um den Betrieb wirtschaftlich zu rechtfertigen. Nun stehe die Buslinie erneut auf dem Prüfstand, und der Landkreis müsse entscheiden, ob und in welchem Umfang sie weiterhin betrieben werden solle. Heimerl betonte, dass der ÖPNV eine freiwillige Leistung der Kommunen sei, und angesichts der angespannten Finanzlage müsse überlegt werden, ob man weiterhin so viel Geld in den Ausbau stecken könne. Dennoch sei der Nahverkehr ein wichtiger Bestandteil der Infrastruktur, insbesondere für ländliche Regionen wie Haag, und es müsse eine Lösung gefunden werden, die sowohl den finanziellen Möglichkeiten als auch den Bedürfnissen der Bürger gerecht werde.