Wasserburger Altstadtbewohner informierten sich gestern Abend im Feuerwehrhaus über aktuelle und künftige Themen
Die Stadt Wasserburg ist um Information und einen regelmäßigen Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern bemüht. Jährlich finden deshalb Bürgerversammlungen in den unterschiedlichen Stadtgebieten statt. Den Start machte die Infoveranstaltung gestern Abend in der Altstadt im Feuerwehrhaus.
Bürgermeister Michael Kölbl begrüßte alle Anwesenden, darunter zahlreiche Stadträte sowie Polizeidienststellenleiter Markus Steinmaßl. Offensichtlich scheinen die Einwohner der Stadt sehr zufrieden zu sein, da es sich um eine „überschaubare“ Anzahl an teilnehmenden Bürgerinnen und Bürger handelte.
In seiner Rede präsentierte der Bürgermeister eine breite Themenvielfalt, die sowohl aktuelle Vorhaben als auch langfristige Projekte und wichtige Entscheidungen der Stadt umfasste. Dabei verdeutlichte er, wie aktiv und lebendig das Gemeinwesen in Wasserburg ist und welche Ereignisse die Stadtverwaltung, die Gremien und die Bürger in letzter Zeit beschäftigten.
Energie und Umwelt: Nachhaltige Entwicklungen für eine umweltbewusste Stadt
Ein wesentlicher Schwerpunkt lag auf dem Bildungsbereich. Kölbl berichtete über geplante Baumaßnahmen an der Grundschule am Gries, um den gesetzlichen Ganztagsanspruch ab 2026 zu erfüllen. Die Maßnahmen sollen auch die Barrierefreiheit sowie CO₂-Neutralität sicherstellen und zusätzliche Fachräume schaffen. Eine funktionale Machbarkeitsstudie zur Umgestaltung in eine sogenannte „Lernwohnung” wurde durchgeführt, und eine gewählte Variante wird weiterverfolgt, um darauf basierend den Planungsauftrag zu definieren. Die Ausschreibung der Planungsleistungen erfolgt im Rahmen eines europaweiten Vergabeverfahrens.
Auch die Situation bei den Kindertagesstätten war Thema. Mit rund 428 Kindergartenplätzen und 110 Krippenplätzen ist die Stadt aktuell gut aufgestellt. Die Tagesstätte „Gänseblümchen“ wurde zwar zwischenzeitlich geschlossen, soll jedoch wieder eröffnet werden. Zusätzlich wird die neue Tagesstätte „Wolkenflitzer“ der Adventsgemeinde im kommenden Jahr 50 bis 70 weitere Plätze bereitstellen, wodurch der Betreuungsbedarf in Wasserburg langfristig gedeckt werden kann.
Zur Schaffung von Wohnraum plant die Stadt die Umnutzung der ehemaligen Essigfabrik, wo 60 bis 80 Wohneinheiten entstehen sollen. Der Bebauungsplan schafft hierfür die baurechtliche Grundlage, und die Konzeptvergabe läuft bis Anfang November. Der Stadtrat wird sich noch im November mit dem weiteren Vorgehen befassen. Darüber hinaus sollen am Holzhofweg zwei Doppelhausgrundstücke über ein Erbbaurecht für 75 Jahre vergeben werden. Eine Ausschreibung hierfür ist im Frühjahr geplant.
Kölbl hob außerdem hervor, dass die soziale Infrastruktur der Stadt durch den Seniorenfahrdienst und das Beratungsangebot im Bürgerbahnhof verbessert wurde. Der Bürgerbahnhof konnte zudem seine Gastronomie neu vermieten. Auch im Bereich der Freizeitmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche wurden Verbesserungen vorgenommen, unter anderem durch die Neugestaltung der Spielplätze „Am Gerblanger“ und in der „Hermann-Schlitten-Straße“ sowie des Skateplatzes am Badria.
Infrastrukturelle Baumaßnahmen: Sicherung und Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur
Zur Förderung des Radverkehrs erstellt die Stadt derzeit ein umfassendes Radverkehrskonzept, das auf Basis einer systematischen Mängelerhebung entlang relevanter Routen entwickelt wird. Ein Maßnahmenkatalog ist in Vorbereitung. Die Errichtung einer “Sharing-Garage” für E-Bikes am Gries ist geplant, und die Buchung dieser E-Bikes wird künftig über eine App möglich sein. Das Projekt wird voraussichtlich durch das LEADER-Programm gefördert.
Im Bereich der Straßensanierung wurde die Tränkgasse umfassend erneuert. Die Arbeiten umfassten den Austausch von Abwasserkanälen, Wasserleitungen, Stromleitungen sowie den Ausbau des Breitbandnetzes. Trotz des Fundes historischer Fundamentteile konnten die Arbeiten ohne Verzögerungen abgeschlossen werden.
Das neue Feuerwehrhaus für die Altstadt ist ein weiteres Großprojekt. In fünf Workshops wurde das Raumprogramm unter der Leitung von Fachleuten entwickelt, und auf dieser Grundlage eine Vorentwurfsplanung mit einer Kostenschätzung von etwa 13,3 Millionen Euro erstellt. Ein europaweites Vergabeverfahren wurde durchgeführt, und die Architektenleistungen sind beauftragt.
Verwaltung und Finanzen: Haushaltsplanung und Gebührenanpassungen
Zum Abschluss berichtete Kölbl über den Haushalt der Stadt für 2024. Der Gesamthaushalt beläuft sich auf 57,4 Millionen Euro, wovon 49,16 Millionen Euro auf den Verwaltungshaushalt und 8,2 Millionen Euro auf den Vermögenshaushalt entfallen. Die Reform der Grundsteuer wurde vom Bürgermeister noch einmal ausführlich erläutert. Der Stadtrat hat bereits beschlossen, den Hebesatz bei 380 v. H. zu belassen. Während die Abfallgebühren für den Zeitraum 2025 bis 2027 stabil bleiben, ist eine Erhöhung der Abwassergebühren notwendig. Die Kalkulationen für Gebühren im Friedhofs- und Wasserbereich sind noch in Arbeit, und die entsprechenden Beschlüsse werden voraussichtlich im November gefasst.
Bürgerfragen
Radständer am Heisererplatz: Anton Häuslmann, ein leidenschaftlicher Radfahrer aus der Ledererzeile, bemängelte die hohe Anzahl der Fahrradständer, die in der Stadt aufgestellt werden. Er kritisierte speziell die vier Radständer, die auf zwei der Parkplätze am Heisererplatz vor dem alten Polizeigebäude aufgestellt wurden. Häuslmann vermutete, dass dies auf „Drängen eines grünen Stadtrates“ erfolgt sei. Seiner Meinung nach sollten die Radständer näher an den Wohnhäusern platziert werden, da jeder Parkplatz wichtig sei. Stadtrat Christian Stadler (Bündnis 90/Die Grünen) nahm hierzu Stellung und bestätigte, dass der Standort auf seinen Vorschlag zurückging, jedoch nicht die genaue Anzahl der Fahrradständer. Häuslmann schlug vor, zwei der Ständer an einen anderen Standort zu verlegen. Kölbl kündigte an, gemeinsam mit Manfred Bierwirth, Leiter des Bauhofs, und Stadtbaumeisterin Mechthild Hermann zu prüfen, ob dies möglich ist.
Geschwindigkeit und Laub auf der Burg: Traudl Inninger beschwerte sich darüber, dass viele Autos stadtauswärts über die Burg zu schnell fahren, wodurch Laub auf den Gehweg und Grünstreifen geweht wird, was eine Rutschgefahr darstelle. Kölbl erklärte, dass die Verkehrsüberwachung an den Zweckverband delegiert wurde und geprüft werden müsse, ob eine Kontrollstelle eingerichtet werden könnte. Ein früherer Antrag zur Reduzierung der Geschwindigkeit auf 30 km/h wurde von der Verkehrsbehörde abgelehnt. Manfred Bierwirth versprach, sich das Problem mit dem Laub anzusehen. Inninger beklagte außerdem das angesammelte Holz auf dem Weg unterhalb der Burg, das seit dem Hochwasser im Juni noch immer dort liegt. Kölbl wies darauf hin, dass die Stadt nicht Eigentümer des Grundstücks ist und die Beseitigung Aufgabe des Verbunds sei; er werde die Information an die zuständigen Stellen weiterleiten.
Geplante Wohnbebauung an der ehemaligen Essigfabrik: Rosalie Zwingler aus dem Holzhofweg äußerte Bedenken, dass die geplanten Wohneinheiten auf dem Gelände der ehemaligen Essigfabrik zu hoch werden könnten und die derzeitigen Anwohner dadurch beeinträchtigt würden. Kölbl versicherte, dass noch nichts entschieden sei. Lediglich ein Gebäude, das am Hang entstehen soll, könnte mehr Stockwerke haben, aber dennoch niedriger sein als der Weg daneben. Er verwies auf ein Modell, das für das Projekt erstellt wurde. Robert Mayerhofer vom Liegenschaftsamt bot an, einen Termin im Rathaus zur Besichtigung und Erläuterung zu vereinbaren. Für den Bürgermeister sei es besonders wichtig, bezahlbaren Wohnraum für Einheimische zu schaffen.
Fehlende Trainingsstätten für den Jugendfußball: Thomas Urbaniak und Jürgen Petri von der Fußballabteilung des TSV Wasserburg berichteten über die Probleme aufgrund fehlender Trainingsplätze für die Jugendmannschaften. Mit über 200 Kindern seien die zwei vorhandenen Sportplätze in Wasserburg überlastet. Häufig müssten Heimspiele auf Plätze der Gegner verlegt werden, und auch im Trainingsbetrieb gebe es oft Schwierigkeiten, da Teile der Plätze gesperrt sind. Kölbl wies darauf hin, dass es einen dritten Platz in Osterwies gebe und man in Verhandlungen mit der Stiftung Attl stehe, um auch deren Platz nutzen zu können. Zudem werde weiterhin an dem Projekt eines Kunstrasenplatzes unterhalb der Tennisplätze am Badria gearbeitet. Allerdings seien die Verhandlungen mit dem Ordinariat der Erzdiözese München seit Jahren schwierig, und erst ab Januar 2025 wird die zuständige Stelle wieder besetzt sein. Kölbl versicherte, dass man das Projekt dennoch vorantreibe.
„Stadtrat Christian Stadler (Bündnis 90/Die Grünen) nahm hierzu Stellung und bestätigte, dass der Standort auf seinen Vorschlag zurückging, jedoch nicht die genaue Anzahl der Fahrradständer.“ – das ist leider völlig falsch wiedergegeben. Entgegen der Mutmaßung von Herrn Häuslmann geht der Standort dieser Ständer eben nicht auf meinen Vorschlag zurück, sondern war ein Vorschlag der Verwaltung. In der Bauausschuss-Sitzung hatte ich dafür den gepflasterten Platz vorm Haupteingang vorgeschlagen (was jetzt auch der Vorschlag von Herrn Häuslmann war)=, konnte mich damit aber nicht durchsetzen. So hatte ich das gestern auch gesagt.