Beim Regenrückhaltebecken in Forsting gab es gestern Abend im Gemeinderat zwei Lager
Die weltweite Zunahme der Siedlungs- und Verkehrsflächen stellt eine der größten Herausforderungen für den Erhalt der biologischen Vielfalt dar. Allein in Deutschland haben sich diese versiegelten Flächen nach Angaben des Statistischen Bundesamts in den vergangenen Jahren um mehr als 25 Prozent ausgedehnt. Der enorme Flächenverbrauch führt dabei häufig zu einer Zerstörung naturnaher Lebensräume. Auf kommunaler Ebene bieten sich hier nun beste Chancen, für die Umwelt etwas zu tun: Beim Management von Regenrückhaltebecken.
Genau so sollte es auch nahe der B304 im neuen Gewerbegebiet Forsting Nord – am Gleis, wie der dortige Weg heißt – geschehen. Der Gemeinderat im Pfaffinger Rathaus jedenfalls war sich da vor knapp einem Jahr in seiner jüngsten Sitzung einig gewesen.
Der Chef vom in Forsting am Gleis benachbarten Gartenbau-Unternehmen Häringer hatte ein Planungskonzept anschaulich präsentiert, das ankam im Rathaus-Gremium. Denn Regenrückhaltebecken können bei naturnaher Gestaltung zum Erhalt der Biodiversität beitragen, so der Tenor.
Gestern Abend nun kam es aber etwas anders im Pfaffinger Gemeinderat, als es um die Ausschreibung der tatsächlichen Bepflanzung ging. Der Anblick aktuell sei kein schöner, so Bürgermeister Josef Niedermeier – eher „wia Kraut und Rüben“. Man wolle es naturnah insektenfreundlich UND schön zum Anschauen haben. „Etwas ansprechender“, so der Rathauschef. Das Totholz vor Ort sei da weniger förderlich von der Optik her.
Und der geschäftsführende Beamte Christian Thomas ergänzte, dass es neben der Optik auch um eine bessere, effizientere Pflege des Grünbereichs gehen solle. Für das Mähen des Böschungsbereichs werde eigens ein Gerät angeschafft, dass man auch woanders in der Gemeinde nutzen könne. Ein Golfrasen werde es aber natürlich nicht …
Einige Gemeinderäte in Pfaffing zeigten sich über diese neuen Pläne gestern Abend dann doch sehr überrascht – sie waren anderer Meinung. Ihnen ging es nach wie vor – wie schon vor knapp einem Jahr – um eine zeitgemäßere Gestaltung mit dem Blick auf den Klimawandel.
Tobias Forstner von der ÜWG formulierte es so: Man solle das Areal doch bitte schon der Natur überlassen – man werde sich auch in Zukunft daran gewöhnen müssen, dass da nicht immer alles ganz geordnet zugehe im Anblick.
Und Monika Kaspar von der UBG wollte das Totholz dort nicht verlieren und auch die Anschaffung eines eigenen Mähgerätes sah sie kritisch. Ihre Fraktionskollegin Elisabeth Gralka ergänzte: „Blumenwiese schön und gut – Totholz ersetzt das aber nicht in der Biodiversität.“
Stefan Reich von der Freien Wählergemeinschaft aus Rettenbach zeigte sich ebenfalls enttäuscht, dass das beschlossene Planungskonzept nun doch gar nicht umgesetzt werde.
Auch die Häringer-Idee mit der Errichtung eines „Skulpturenweges“ dort in Forsting-Nord, um der Kunst aus der Gemeinde Pfaffing hier am Ortsrand in der Natur ein Forum zu geben, war vor einem Jahr noch sehr gut angekommen und gestern nicht mehr wirklich ein Hit. „Welche Künstler“, fragte der Bürgermeister nebenbei – denn es ging gestern ja um die Bepflanzung.
Seine Fraktionskollegen von den Forstinger Freien Wählern meldeten sich dann als Fürsprecher des schöneren Anblicks am Ortsbeginn von Forsting. Franz Blinninger sagte, im Forstinger Ortszentrum wäre die Optik wichtig und hier sei’s dann wurscht. Und Klaus Wagenstetter betonte, „schee soi’s sei und ökologisch sinnvoll“. Die Situation dort sei halt ein Blickfang für Forsting.
Beim Beschluss zur Ausschreibung der Bepflanzungsarbeiten wurde es dann extrem knapp in der Abstimmung. Mit 8:7 Stimmen wird nun ein Schwerpunkt auf die schöne Optik in Forsting-Nord gelegt – die UBG-Gemeinderäte Monika Kaspar und Elisabeth Gralka sowie Stefan Reich und Johannes Hohenadler von der Freien Wählergemeinschaft aus Rettenbach und die ÜWG-Räte Tobias Forstner, Christian Rosenauer und Sepp Reich stimmten dagegen.
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