Pfaffings ÜWG-Rat Josef Rester machte gestern auf Bayerns neue Seniorenpolitik aufmerksam

Noch nie war die Lebenserwartung so hoch wie heute. Gleichzeitig sind ältere Menschen heute fitter und engagierter als jede ältere Generation zuvor. Diesen elementaren Veränderungen in der Gesellschaft muss man mit zeitgemäßen Konzepten begegnen, ohne die zu vergessen, die auf Hilfe und Unterstützung angewiesen sind. Die bayerische Seniorenpolitik will mehr und mehr Fahrt aufnehmen – sie orientiert sich dabei am Wunsch älterer Menschen, möglichst lange selbstbestimmt in ihrer vertrauten häuslichen Umgebung leben zu können.

Eine wichtige Zukunftsaufgabe ist es deshalb, nachhaltige, seniorengerechte Strukturen in den Kommunen aufzubauen und neue Wohn- und Unterstützungsformen für ältere Menschen weiterzuentwickeln und umzusetzen. Einer, der nicht müde wird, immer wieder und immer wieder darauf aufmerksam zu machen – das ist der Seniorenbeauftragte der Gemeinde Pfaffing, ÜWG-Rat Josef Rester. So auch gestern Abend, als er den neu erschienenen Leitfaden Bayerns dazu als Broschüre an Bürgermeister Josef Niedermeier eigens überreichte. 

Resters Anliegen seit vielen Jahren: Stärker als früher müssten vor diesem Hintergrund die Potenziale älterer Menschen aktiviert und genutzt, gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht und abgestufte Wohn-, Betreuungs- und Unterstützungsleistungen vor Ort eingerichtet werden. Auch künftige Senioren-Generationen würden wohl andere Anforderungen an die Strukturen und Angebote für ältere Menschen stellen. Die ältere Bevölkerung aktiv bei der Gestaltung seniorengerechter Wohn- und Lebensbedingungen zu beteiligen, sei daher ein wichtiger Pfeiler einer modernen Seniorenpolitik.

ÜWG-Gemeinderat Josef Rester war es gestern Abend wichtig, noch einmal mit Nachdruck darauf hinzuweisen, die erarbeiteten Empfehlungen des Arbeitskreises Generationen in Pfaffing in der anstehenden Klausurtagung zu berücksichtigen – sich damit explizit zu befassen.

Hier die Leitlinien (einfach anklicken): 

Aktiv und selbstbestimmt – Seniorenpolitik in Bayern

Und hier noch einmal ein Blick auf die Empfehlungen des Arbeitskreises Generationen in Pfaffing:

Aus einer Befragung der älteren Mitbürger und der Auswertung dazu haben sich drei Handlungsfelder herauskristallisiert. Die Arbeitsgruppe „Wohnen im Alter in der Gemeinde Pfaffing“ hat sich zum Ziel gesetzt, die infrastrukturellen Bedingungen für das Leben im Alter so zu gestalten, dass das alltägliche Leben in der Gemeinde für die betroffenen Personen gut zu bewältigen ist.

1. Handlungsempfehlung: Wohnen (Schaffung seniorengerechter Wohnungen)

Die neuesten (Stand 2024) Statistiken zeigen, dass die beste Möglichkeit gegen Einsamkeit und Isolation im Alter ist, wenn die betroffenen Menschen so lange wie möglich in ihrem vertrauten Umfeld leben können. 80 % der befragten betroffenen Pfaffinger BürgerInnen beabsichtigen auch deshalb hier in Pfaffing in den eigenen vier Wänden zu bleiben. Allerdings gibt es ein klares Votum für die Möglichkeit, in eine seniorengerechte, kleine Wohnung wechseln zu können.

Diese Möglichkeit zu schaffen, hat mehrere Vorteile: Der Unterstützungsbedarf für die Betroffenen wird geringer (großes Haus und Garten sind nicht mehr zu bewältigen und die Menschen können im eigenen Umfeld bleiben und es entsteht Wohnraum für Familien).
• Festgestelltes Interesse: 37 Haushalte (siehe Fragebogen)
• Akuter Bedarf: Etwa 15 barrierefreie 1–2 Zimmer-Wohnungen, vorzugsweise im Ortszentrum und auch im Baugebiet West 5, um kurze Wege zum Einkaufen, Arztbesuche, Apotheke, Kirche, Friedhof, Bürgerhilfe und zu gemeindlichen Einrichtungen zu gewährleisten
• Mietwohnungen: Die Wohnungen sollten zur Miete angeboten werden, eventuell sollte ein Genossenschaftsmodell angeboten werden.
• Auswahlkriterien: Ein kleiner Entscheidungsausschuss sollte Auswahlkriterien für die Bewerbern festlegen. Der Ausschuss wird vom Gemeinderat bestimmt.
• Das Gebäude sollte im Eigentum der Gemeinde sein.

2. Handlungsempfehlung: Koordination von Hilfen

Bedarf:

Die Auswertung des Fragebogens und des Bürgergesprächs zeigt, dass die große Mehrheit solange als möglich in den eigenen Vierwänden das Alter erleben möchte. Dies ist auch die beste Alternative, solange es Gesundheitlich möglich ist. Das bedeutet jedoch, dass der Bedarf an Hilfen für die alltägliche Lebensbewältigung groß ist und in Zukunft weiter zunehmen wird. Die Hilfen für die tägliche Bewältigung des Lebens in Pfaffing kann nicht mehr alleine ehrenamtlich bewältigt werden, dies zeichnet sich bereits jetzt ab. Eine professionelle Leistung ist erforderlich. Die Bürgerhilfe wäre die geeignete Institution.
Sie sollte ihre bisherige Arbeit weiter ausbauen um der Nachfrage gerecht zu werden.
Dies zeigen Modellprojekte deutlich auf.

Aufgaben der „Koordinationsstelle“:

– Organisation, kontinuierliche Helfersuche, Betreuung und Schulung ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer- Vermittlung und Vernetzung von Dienstleistern für die All
tagsbewältigung.

Beratung in Fragen der Alltagsbewältigung und Unterstützung bei der Beantragung von öffentichen Fördermitteln (Vermittlung an Beratungsstellen
im Landkreis) Organisation und Betreuung von Mitarbeitern auf Minijob-Basis – Integration von Bewerbern für ein soziales Jahr.

Finanzierung:

Entscheidend für die Verwirklichung einer wirksamen Koordinationsstelle ist die Finanzierung einer Halb- oder Ganztagskraft. Eine Mischfinanzierung könnte
durch eine Stiftung, Förderung durch die Gemeinde (eventuell Gemeinde übergreifende Kooperation), Mitgliedsbeiträge und staatliche Förderung für Modellprojekte erfolgen

3. Handlungsempfehlung: Mobilität / Infrastruktur

Ein wichtiger Aspekt wurde hier in den Fragebögen und in der Bürgerbefragung angesprochen. Dabei geht es um Fahrmöglichkeiten, infrastrukturelle Bedingungen barrierefreie, verkehrssichere Wege
• Rosi-Rufbusmodell: Das Konzept des Rosi-Rufbusmodells kann eine wichtige Verbesserung sein, insbesondere im Verbund mit Nachbargemeinden. Dabei ist sicherzustellen, dass die Haltestellen für die Zielgruppe geeignet sind
• Mitfahrbänke: Als Ergänzung könnten auch Mitfahrbänke eingerichtet werden
• Nahversorgung: Die ortsnahe Versorgung mit Lebensmitteln sollte erhalten bleiben
• Ärztliche Versorgung: Die Erweiterung der ärztlichen Versorgung im Gemeindegebiet sollte weiter vorangetrieben werden
• Verkehrssicherheit:- Gehwege und -bahnen sollten ausgezeichnet und Barrieren eingeschränkt bzw. beseitigt werden- Ortsnahe Wanderwege sollten ausgebaut und gepflegt werden- Öffentliche Toilette(n) an relevanten Stellen wären wünschenswert
• Barrierefreiheit im Verwaltungsgebäude: Das Verwaltungsgebäude der Gemeinde sollte barrierefrei gestaltet werden, um die Zugänglichkeit zu verbessern

Die Arbeitsgruppe „Wohnen im Alter“ bittet den Gemeinderat, die Inhalte sorgsam zu prüfen und Wege zu finden, das Leben im Alter in der Gemeinde für heute und die Zukunft angemessen zu gestalten.

Im Auftrag der Arbeitsgruppe im Juni 2024
Koordinator Dr. Korbinian Höchstetter