Gemeinderäte stimmen Masterplan zu – Erste Priorität liegt auf der Hauptstraße

Wie groß das Interesse der Haager Bürger am Thema „Ortsentwicklung – Masterplan“ ist, zeigte die große Zahl der Zuhörer in der gestrigen Gemeinderatssitzung. In der Sitzung wurden der Masterplan eingehend erläutert und Möglichkeiten und Vertiefungen der Planungen vorgestellt. Der Gemeinderat war sich bei einer Gegenstimme einig, dem Masterplan zuzustimmen, Priorität soll auf der Hauptstraße liegen.

Bürgermeisterin Sissi Schätz begrüßte Stadtplaner Rainer Heinz und die zuständige Referentin der Städtebauförderung bei der Regierung von Oberbayern, Nicola Kipp, zur Sitzung. Schätz informierte, dass unter umfangreicher Öffentlichkeitsbeteiligung von Bürgern und ausgewählten Personen der Masterplan zur Aufwertung der Ortsmitte entwickelt wurde. Hierzu gab es viele Veranstaltungen sowie eine allgemeine Bürgerbefragung. Die Ergebnisse der Öffentlichkeitsbeteiligung und die skizierten Ergebnisse des Masterplans wurden in der Gemeinderatssitzung vom Februar erläutert und ausführlich besprochen (wir berichteten).  Der Entwurf des Masterplans wurde mit der Städtebauförderstelle bei der Regierung von Oberbayern abgestimmt.

Städteplaner Rainer Heinz stellte im Anschluss den Masterplan vor. Zunächst sei eine Verhaltensänderung für alle Verkehrsteilnehmer erforderlich. Kriterien hierzu seien die Erhaltung der Erreichbarkeit, eine Entschleunigung des Verkehrs, mehr Aufenthaltsqualität sowie die Möglichkeit zu mehr Gehen und Radfahren im Ortszentrum. Berücksichtigt werden müsse auch die Verweilqualität. Hierzu nannte Heinz die Nachhaltigkeit, das Demographierecht und behindertengerechte Ausstattungen.

Der Brauhausplatz als Ankunfts- und Veranstaltungsort soll multifunktional aufgewertet werden, inklusive Kurzparkzone und Grünfläche. Ebenso sieht der Masterplan eine Neugestaltung der Hauptstraße West und Ost vor – barrierearm, eine entschleunigte, minimale Verkehrsfläche sowie eine Vergrößerung der Seitenbereiche. Ebenfalls neu gestaltet werden soll das Umfeld des Löwenbrunnens als zentraler Aufenthaltsbereich, Treffpunkt und Verweilort. „Hier ist eine grüne Aufenthaltsfläche um den Brunnen sowie ein Freisitz vorgesehen“, so Heinz. Ein zentraler Großparkplatz für Besucher und Anwohner, als Quartiersparkplatz, „An der Rute“ soll die Stärkung der Durchlässigkeit zur Hauptstraße verbessern.

Die Mühldorfer Straße „Ost“ soll ebenfalls neu gestaltet und aufgewertet werden. Das Trennprinzip wird beibehalten, ein teilweises Halten vor Geschäften soll ermöglich werden. An der Wasserburger Straße, als Wohn- und Geschäftsergänzungszone, soll Längsparken ermöglich werden sowie eine Begrünung und Stärkung des Wohnumfelds umgesetzt werden. Als Repräsentations- und Verweilort sowie Ausgangsort zur Burg soll der Marktplatz Ost mit einer Grüninsel umgestaltet werden und so eine Aufenthaltsfläche bieten. Dazu werde er multifunktional nutzbar sein. Auch der Marktplatz West werde neu gestaltet, unter anderem mit einem Freisitz. Weiterentwickelt wird auch der Bereich um den Schlossturm, dem Besucher- und Identifikationsort Haags.

Rainer Heinz erklärte im Anschluss, welche Maßnahmen welche Prioritäten haben. Am dringlichsten sei der Umbau des Kreuzungsbereichs Mühldorfer- und Wasserburger Straße.

Über mögliche weitere Schritte informierte Nicola Kipp, Referentin der Städtebauförderung bei der Regierung von Oberbayern. Der Masterplan sei so, wie er jetzt ist, förderfähig. „Ich kann nur empfehlen, den Masterplan zu beschließen“, so Kipp. Als Zwischenschritt nannte Kipp das Verkehrskonzept, das zuletzt 2020 durchgeführt wurde, auf Aktualität zu überprüfen. Zur Umsetzung des Masterplans empfahl sie ein städtebauliches Wettbewerbsverfahren.

Gemeinderat Dr. Florian Haas (PWG) bedankte sich für die Ausführungen. Der Masterplan sei viel besser als im Februar. Es sei etwas Schönes entstanden. Er stellte die Frage, ob die Jury bei einem eventuellen städtebaulichen Wettbewerb auch aus Personen aus der Bevölkerung bestehen könne.

Kipp erklärte, dass dies grundsätzlich möglich sei, jedoch solle die Jury nicht zu groß werden. Auf die Frage von Wolfgang Obermaier (FWG) nach der Dauer eines solchen Wettbewerbs, antwortete Kipp, dass neun Monate realistisch seien.

Für Siegfried Maier (SPD) wären neun Monate akzeptabel. Die Bürger wünschen sich einen Ortskern und auch der Leerstand müsse ausgemerzt werden. „Jetzt haben wir die Möglichkeit dazu.“ Er erinnerte an 1975, als die Westumgehung abgelehnt wurde. So etwas dürfe nicht noch einmal passieren. „Die Bürger wollen, dass Haag schöner wird“, so Maier.

Klaus Breitreiner (CSU) und Stefan Högenauer (CSU) sprachen sich für eine Priorisierung der Hauptstraße aus. Auch sei der Vorschlag mit dem städtebaulichen Wettbewerb sehr gut. Dem schloss sich Egon Barlag (FWG) an.

Eva Rehbein (SPD) freute sich, dass endlich alle Unklarheiten beseitigt seien. Der Masterplan könne nur eine Grundlage, keine Detailplanung sein.

Der ursprünglich von der Verwaltung vorgelegte Beschlussvorschlag wurde mit 5:11 Stimmen abgelehnt. Mit einer Gegenstimme wurde der von CSU, PWG, FWG und Grünen vorgelegte Beschlussvorschlag mit Priorisierung der Hauptstraße angenommen.

„Jetzt sind wir einen großen Schritt weiter“, freute sich Bürgermeisterin Sissi Schätz nach der Abstimmung. Auch für die Bürger sei der Masterplan sehr wichtig – „jetzt kann es weiter gehen“.

TANJA GEIDOBLER