Wie Franz Bachleitner, Seniorenheim-Leiter und Drehorgelspieler, Demenzkranken hilft

Franz Bachleitner an seiner Drehorgel „Resi” und er strahlt. Der Caritas-Einrichtungsleiter von St. Konrad in Wasserburg ist leidenschaftlicher Drehorgelspieler. Er erfreut die Bewohner der Caritas-Altenheime gerne mit Schlagern und Evergreens – das verbessert die kognitiven Fähigkeiten der Bewohner.
Im Diözesan Caritasverband München und Freising e.V. sind Drehorgeln in den Altenheimen Sonnengarten in Edling, St. Josef in Prien, in St. Irmengard/Traunstein, St. Kunigund in Haag und jüngst in St. Peter in Kiefersfelden in Betrieb. Ein engagiertes, ehrenamtliches Drehorgel-Team organisiert Gesangsnachmittage mit Schlagern und Evergreens. Die Drehorgeln wurden alle gespendet, die Gönnerin möchte auf eigenen Wunsch anonym bleiben.
Im Anfangsstadium ihrer Erkrankung erleben Demenz-Patienten den kognitiven Verlust ihrer eigenen Fähigkeiten und empfinden eine große Scham gegenüber ihrem persönlichen Umfeld. Drehorgel-Konzerte in den Caritas-Altenheimen sollen die Bewohner wieder zurück in das soziale Leben holen.
Caritas-Demenzexpertin Dr. Gertrud Schwenk erläutert die positive Wirkung der Konzerte auf Demenz-Erkrankte: „Bekannte Melodien helfen, ihre Stimmung zu verbessern und an ihren Fähigkeiten festzuhalten. Musik gibt Menschen mit Demenz die Möglichkeit, aktiv zu sein. Es können Selbstwertgefühl, Motivation und Lebensfreude vermittelt werden. Erinnerungen an schöne Ereignisse im Leben erfreuen, Melodien können beruhigen. Es gibt Studien, dass sich Musik direkt auf den Körper auswirkt: Sie vermindert im Blut die Konzentration des Stresshormons Cortisol und reduziert das Schmerz- und Angstgefühl. Da fallen Menschen, die lange nicht mehr gesprochen haben, plötzlich die Liedtexte wieder ein und sie singen mit. Das liegt daran, dass das Frühkindliche im Gehirn abgespeichert und noch verfügbar ist.“
Die Verweildauer in den Caritas-Altenheimen ist oft sehr kurz. Die Mitarbeitenden vor Ort legen großen Wert darauf zu zeigen, dass bis zum Schluss gelebt wird. Ein vielfältiges Musik- und Kunstangebot soll dazu einen Beitrag leisten.
Franz Bachleitner, Einrichtungsleiter von St. Konrad in Wasserburg, steht selbst hinter der Drehorgel und kommt dafür extra in die verschiedenen Altenheime des Caritasverbands München und Freising: „Neben der therapeutischen Wirkung der Drehorgelmusik für Demenzerkrankungen wird die Orgel auch für weitere, scheinbar ,nicht so therapeutische Zwecke in den genannten Altenheimen genutzt. Die Drehorgeln sind im Einsatz bei Geburtstagen, Sommerfesten, Gottesdiensten und jahreszeitlichen Festlichkeiten, besonders in der Advents- und Weihnachtszeit. Aufgrund der Vielfältigkeit des Angebots der Musikrollen für Drehorgeln, kann für jeden Anlass die passende Musik gespielt werden.“
Derzeit werden in Caritas-Altenheimen knapp 2.600 Bewohner versorgt. Davon leiden etwa 70 Prozent unter einer Demenzerkrankung in unterschiedlicher Schwere und Ausrichtung. Jede Einrichtung verfügt über einen „Multiplikator Gerontopsychiatrische Fachkraft“, der ausschließlich Demenzerkrankte versorgt. Die größten Herausforderungen bei der Betreuung von demenziell erkrankten Menschen sind, den Bewohnenden eine größtmögliche Selbstbestimmung und Selbstständigkeit zu ermöglichen, gleichzeitig die Lebensqualität und das Wohlbefinden zu fördern und einen größtmöglichen Schutz zu schaffen, ohne die Freiheit einzuschränken.
SK
Weitere Informationen zum Thema Demenz und zum Spendenkonto unter:
Foto:  Caritas München-Freising / Carmen Krippl