Gestern in einem ausgezeichneten Landesliga-Spiel ein knapper Sieg für Wasserburg
Die Gefühlslage vor dem Duell zwischen dem TSV 1880 Wasserburg und dem TSV 1865 Murnau in der Fußball-Landesliga am gestrigen Abend – sie hätte unterschiedlicher nicht sein können. Während die Löwen nach dem 0:2 gegen Schwaig Trübsal bliesen und mit sich und der (Fußball-)Welt haderten, schwebten die Drachen nach neun Spielen ohne Niederlage und fünf Siegen in Folge auf einer Euphoriewelle. Im postfaktischen Zeitalter spielen Gefühle nicht nur in der Politik oft eine größere Rolle als die harten Fakten, denn für die Innstädter fühlte sich ihr fünfter Tabellenplatz an wie Platz 15 – Murnau hingegen dachte nach dem Triumph über Geretsried laut darüber nach, noch ins Aufstiegsrennen einzugreifen.
An einem kalten, grauen Abend im November – genauer gesagt gestern Abend – holten die Löwen die Emporkömmlinge aber wieder auf den Boden der Tatsachen zurück und siegten in einem ausgezeichneten und bis zur letzten Sekunde heiß umkämpften Landesligaspiel verdient mit 1:0.
„Dieser Sieg fühlt sich gut an“, freute sich Trainer Florian Heller und brachte auf den Punkt, was in allen Löwen vorging.
Murnaus Trainer Martin Wagner gab auch Einblick in sein Seelenleben: „Ein Sch…-Gefühl, das wir nicht mehr gewohnt sind“.
Dabei machten die Hausherren von der ersten Sekunde an klar, dass sie den Lauf der Gäste brechen und ihnen das ungute Befinden nach einer Pleite beibringen wollten. Schon nach zwei Minuten zischte ein abgefälschter Schuss von Jaume Rubio Gonzalez knapp am Pfosten vorbei, kurz darauf parierte Torhüter Fabio Grund einen Barthuber-Kopfball mit einem sensationellen Reflex. Die Löwen gewannen nahezu jeden Zweikampf und hatten so über die gesamte erste Halbzeit klar die Oberhand.
In der 19. Minute wurden die Angriffs-Bemühungen belohnt. Daniel Vorderwestner war von links in die Mitte gezogen, über Rubio Gonzalez kam der Ball per menschlicher Bande 25 Meter vor dem Tor zum eingerückten Rechtsaußen Josef Stellner (Foto oben), der den Ball trocken zum 1:0 versenkte.
Murnau war nur in der Defensive beschäftigt und konnte von Glück sagen, dass Vorderwestner (22. und 44.) sowie Rubio Gonzalez (24.) den zweiten Treffer verpassten. Das erkannte auch Murnaus Coach Wagner: „Das einzig Positive war, dass es nur 0:1 zur Pause stand.“
Erst nach dem Seitenwechsel zeigten die Drachen, warum sie aktuell eines der heißesten Teams der Liga sind. Angetreten mit nahezu ausschließlich 19- und 20-Jährigen drehten die Gäste im zweiten Durchgang auf und setzten nun ihrerseits die Löwen massiv unter Druck. „Wir haben heute gegen einen starken Gegner gewonnen. Murnau hat eine wirklich spannende Mannschaft“, zollte Heller beiden Teams seinen Respekt. Dass die Führung bestand hielt, hatte Wasserburg in zwei Szenen vor allem Lino Volkmer zu verdanken.
In der 60. und 62. hob der Torhüter zweimal ab und entschärfte mit Hechtsprüngen einen Knaller von Georg Kutter und einen Schlenzer von Michael Moser. Wasserburg verteidigte diszipliniert und versuchte durch gezielte Nadelstiche das Spiel endgültig für sich zu entscheiden. Dies wäre in der größten Murnauer Druckphase beinahe durch Bruno Ferreira Goncalves gelungen, der nach einem Chipball von Rubio Gonzalez ein Laufduell für sich entschied, den Ball gefühlvoll über Torhüter Grund, aber auch auf die Latte hob (63.).
Das Aluminium wackelte in der 70. Minute erneut, als ein Querschläger auf die Murnauer Latte klatschte und dem verdutzten Grund seinen Tomislav-Piplica-Moment ersparte. Da der zweite Treffer nicht fallen wollte, musste die Defensive halten – und das tat sie auch. Bis zur letzten Sekunde verteidigten die Löwen kompromisslos alles weg, was Wagner zur folgender Erkenntnis brachte: „Auch 30 Minuten mehr und es wäre kein Tor gefallen“.
Daher pfiff Schiedsrichterin Marina Bachmann bereits nach vier Minuten Nachspielzeit ab, so dass sich beide Mannschaften mit ihrer neuen Gefühlswelt auseinandersetzen konnten.
Am kommenden Wochenende geht’s nun für Wasserburg noch zum Kellerkind Forstinning und zum Showdown 2024 reisen nächste Woche die Rosenheimer Sechzger in die Altstadt.
Wasserburg: Volkmer, Stellner, Lindner, Kasumovic, Kononenko, Rubio Gonzalez, Dumitru (ab 66. Haunolder), Barthuber (ab 88. Starringer), Vorderwestner, Ferreira Goncalves (ab 73. Wagner)
Tor: 1:0 Josef Stellner (19.)
Zuschauer: 180
Schiedsrichterin: Marina Bachmann (SV Großwallstadt)
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