„Stadtgespräche": Wasserburger Bürgerforum diskutiert über Kinderbetreuung

Fachkräfte sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger kamen in die Wasserburger Kinowerkstatt (ehemals Cafesito), um sich im Rahmen der „Stadtgespräche“ mit dem Bürgerforum über aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen zum Thema Kinderbetreuung auszutauschen.

Die Vorsitzende des Bürgerforums, Lisa Stürmlinger (rechts), gab in ihrer Einleitung einen ersten Überblick über die derzeitige Betreuungslandschaft in Wasserburg. Aktuell stehen in der Stadt 438 Kindergartenplätze und 110 Krippenplätze zur Verfügung, die sich auf sieben Kindergärten und vier Tagespflegeeinrichtungen verteilen.

Erfreulich: Am 18. November eröffnete der Kindergarten „Bergwichtel“ (ehemals Gänseblümchen) unter der Trägerschaft des Vereins „Socius“ seine Türen. Geschäftsführer Mikail Alkgül war persönlich vor Ort, um die Einrichtung vorzustellen. Der Kindergarten bietet zunächst Platz für zehn Kinder, mit der Perspektive, im Laufe des Jahres weitere 26 Plätze zu schaffen. Anmeldungen sind bereits möglich unter der Website des Trägers (www.sociusev.de).

Die pädagogische Leitung der „Kita Wolkenflitzer“ im neugebauten Hopecenter, Tracy Sailo, stellte anschließend den Zuhörenden das Konzept der Einrichtung vor vor. Ihr Fokus liege auf nachhaltigem Denken und Handeln sowie auf der Wertschätzung jedes einzelnen Kindes. Besondere Merkmale der Einrichtung seien die Kooperation mit dem Burgstall-Hof, wo die Kinder einmal wöchentlich an einem Hofprogramm teilnehmen können, sowie das tägliche Tischgebet und die Einbindung von Bibelgeschichten, was sich als Teil der freikirchlichen Ausrichtung der Einrichtung widerspiegelt. Tracy Sailo wies stolz auf die eigene Küche unter Leitung von Julia Fierat hin: „Die ist ein Alleinstellungsmerkmal. Jeden Tag bekommen die Kinder frische, gesunde Mahlzeiten.“ Auch die Wolkenflitzer-Kita hat derzeit noch Plätze frei. Eine Anmeldung ist unter wasserburg@wolkenflitzer.info möglich. Zudem ist für Januar ein Tag der offenen Tür geplant.

Im Anschluss gab Bastian Wernthaler, Bürgermeisterkandidat für die Stadt Wasserburg, einen Ausblick auf die kommende Gesetzesänderung im Bereich der Kinderbetreuung. Ab 2026 haben Eltern (startend zunächst mit der 1. Klasse) einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung, der eine wochentägliche Betreuung von acht Stunden sowie eine Ferienbetreuung umfasst. Wernthaler betonte, dass es von großer Bedeutung für die Schulstadt Wasserburg sei, den Eltern eine flexible Betreuung zu ermöglichen. Nur so werde die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ideal gefördert. Kinderbetreuung sei eine Querschnittsaufgabe der Gesellschaft. Gerade die lokale Wirtschaft habe ein hohes Interesse daran, dass Familien in die Stadt kämen oder hier blieben. Es ginge um zukünftige und jetzige Arbeitskräfte auf dem umstrittenen Markt und um die Attraktivität der Stadt insgesamt. Wernthaler führte aus: „Wasserburg muss das Ziel haben, die beste Kinderbetreuung, die ein gesundes Mittagessen enthalten muss, im Landkreis anbieten zu können. Hierzu müssen alle Beteiligte, vor allem Stadt, Träger, Vereine (Sport und Kultur) und Wirtschaft an einen Tisch.“

Mikail Alkgül stimmte Bastian Wernthaler zu, dass die Kommunen bei der Umsetzung des neuen Gesetzes bislang allein gelassen werden. Es sei entscheidend, ein ganzheitliches Konzept zu entwickeln, das nicht nur die Betreuung, sondern auch die Essensversorgung und das Freizeitangebot umfasst. Dazu könnten die örtlichen Vereine eine wichtige Rolle spielen. Er erinnerte daran, die notwendige Anpassung der Busverbindungen an die Betreuungszeiten nicht zu vergessen.

Es folge einen regen Austausch zwischen den Teilnehmenden. Ein Thema war die Essensversorgung in den Kitas und Schulen. Simone Schrems, Vorsitzende des für das Mittagessen an der Grund- und Förderschule verantwortlichen Fördervereins, berichtete von positiven Erfahrungen mit den Wasserburger Gaststätten sowie der Kantine der Firma Bauer. Die Kinder seien mit den Mahlzeiten zufrieden, die sowohl abwechslungsreich als auch gesund seien.

Auch die Ferienbetreuung wurde diskutiert. Es gelte hier, Angebote zu schaffen und zu kommunizieren. Derzeit stellen sich viele Eltern bereits zu Beginn des Schuljahres auf die Ferienbetreuung ein. In vielen Fällen führen die fehlenden Betreuungsangebote dazu, dass vor allem Mütter ihre Berufstätigkeit einschränken müssen. Ein langfristiges und verlässliches Betreuungskonzept sei daher dringend notwendig, um den Familien Planungssicherheit zu bieten. Die Runde war sich einig, dass Angebote wie vom Bund Naturschutz in Wasserburg immer mehr Bedeutung erlangen würden.

Die „Stadtgespräche“ des Wasserburger Bürgerforums boten eine wertvolle Gelegenheit für einen offenen Austausch und legten die Grundlage für zukünftige Initiativen zur Verbesserung der Kinderbetreuung in der Region. Die Diskussionen und die vorgelegten Ideen zeigen einmal mehr, wie wichtig eine enge Zusammenarbeit von Stadt, Trägern und Eltern ist, um die Kinderbetreuung in Wasserburg zukunftsfähig zu gestalten.

Das Wasserburger Bürgerforum ist dankbar für den regen und informativen Austausch und wird im Februar 2025 zu einem weiteren Stadtgespräch einladen.