107 Einreichungen bei der aktuellen Mitgliederausstellung im Ganserhaus

Eine derart große Resonanz hatte die Vorsitzende des AK 68, Katrin Meindl, bei der diesjährigen Mitgliederausstellung wahrlich nicht erwartet: 107 Künstlerinnen und Künstler hatten Arbeiten zum Thema „Fake the world“ eingereicht. Im Sommer 2024, so betonte sie, hätten 104 Künstlerinnen und Künstler bei der großen Kunstausstellung ausgestellt, und das, obwohl im Sommer zwei Ausstellungsorte zur Verfügung standen, nämlich das Rathaus und das Ganserhaus. Jetzt könnten noch mehr ausgestellt werden, obwohl man nur einen Ausstellungsort habe.

Die Besonderheit der Mitgliederausstellung des AK 68 sei die Tatsache, dass es keine Jury gebe, weshalb vielleicht die Scheu, seine Arbeit vorzustellen, geringer sei, meinte Meindl im Gespräch mit der Wasserburger Stimme. Gemeinsam mit ihr eröffnete der Themengeber der diesjährigen Mitgliederausstellung, Harald Michel, die Vernissage im Ganserhaus. Das Thema habe inspiriert, meinte er, denn wir lebten in einer Welt, in der die Gewissheit, dass etwas wirklich sei und wahr, abnehme. Zu viel könnte man fälschen und zu viel würde gefälscht und damit wachse auch die Verunsicherung bei den Menschen, wenn sie etwas erführen. Er entließ die Anwesenden mit diesen Fragen: Wie ändert sich unsere Wahrnehmung mit dem Wissen um die Unsicherheit eines Wahrheitsgehalts? Wie beeinflusst diese Unsicherheit unser Denken und Handeln bzw. unsere Psyche?

Harald Michel entschuldigte sich bei den Besuchern der Vernissage, unter ihnen der Zweite Bürgermeister der Stadt Wasserburg, Werner Gartner, und die Kulturreferentin und Dritte Bürgermeisterin, Edith Stürmlinger, weil dieses Thema bei den Menschen schlechte Laune verbreitete. Wir lebten in einem Zeitalter, in der die künstliche Intelligenz sich zunehmend der Menschen bemächtigte, sodass eine Dystopie möglich sei, was dann eben nicht mehr nur als Satire angesehen werden könnte. Michel verwies auf Aldous Huxleys 1932 erschienenen Roman „Brave New World“, dessen Dystopie auch auf technischen Fortschritt beruht. Und er zitierte zum Abschluss seiner Einführung Karl Valentin, der einmal sagte: „Hoffentlich wird es nicht so schlimm, wie es schon ist!“

Dass diese Ausstellung so möglich wurde, ist auch den zahlreichen Helfern zu danken, die an vielen Stellen mitwirkten und gestalteten. Katrin Meindl bedankte sich stellvertretend bei Rudolf Finsterwalder, ohne dessen unermüdlichen Einsatz man wohl nicht rechtzeitig fertig geworden wäre und bedankte sich auch bei Traudi Parsdorfer, die neun Jahre lang mit großem Einsatz die Geschäftsstelle des AK 68 betreut habe und begrüßte gleichzeitig Waltraud Belger, die diese Aufgabe nunmehr übernommen habe.

Zu guter Letzt äußerte Katrin Meindl ihre große Freude darüber, dass so viele Kunstinteressierte zu dieser Vernissage gekommen seien, das sei sehr schön, man könne über die Ausstellungsinhalte miteinander sprechen und sich miteinander austauschen. Und sie freute sich, dass die politische Führung der Stadt den AK 68 stets so engagiert begleite. Sie wisse, dass Kunstvereine nicht überall eine so große Akzeptanz erführen wie hier in Wasserburg. Schließlich zeigte sie noch ihre große Begeisterung darüber, dass die neue homepage des AK 68 (www.ak68.org) auch rechtzeitig vor dieser Vernissage fertiggestellt werden konnte. Dort können auch weitere nähere Informationen abgerufen werden.

Die Mitgliederausstellung 2024 wird zum vorerst letzten Mal im Ganserhaus durchgeführt, denn nach dem 5. Januar wird der AK 68 vorübergehend in das Gebäude am Kaspar-Aiblinger-Platz umziehen, in dem früher die Polizeiinspektion untergebracht war. Nach der Restaurierung des Ganserhauses wird der AK 68 dann 2026 wieder ins Ganserhaus zurückkehren und seine Aktivitäten vom hier aus entfalten.

Die Ausstellung erfreut durch eine sehr große Vielfalt an künstlerischen Ideen, Methoden, Umsetzungen und sie gibt manche Anregung, sich mit dem Thema „Fake the world“ auseinanderzusetzen.

PETER RINK