Berührende Zeilen zur Adventszeit 2024 in Wasserburg von Leserin Ulrike Rüd-Bschoch

Weihnachten, so ein Gefühl. Unter dieser Überschrift hat uns Leserin Ulrike Rüd-Bschoch diese berührenden Zeilen zur Adventszeit 2024 in Wasserburg geschickt. Wir sagen ein herzliches Dankeschön dafür und verschenken hiermit die Zeilen an alle weiter …

Wir, zwei Freundinnen, hatten uns verabredet, diesen Adventsamstag gemeinsam zu verbringen.

Der Plan war, eine Figur zu einer kommenden Ausstellung in Wasserburg zu bringen und diesen Ausflug vielleicht mit einem Einkaufsbummel durch das Zentrum zu verbinden, da ja noch ein paar Geschenke auf der „Weihnachtsliste“ standen. Eine klare, pragmatische Ausgangslage.

Gewünscht, getan. Das Auto unter der Rampe abgestellt, schleppten wir die schwere Holzfigur durch die engen Straßen von Wasserburg, ohne nur einen Blick um uns zu werfen.

Eine kleine Schlange von wartenden Künstlern erwartete uns im Ganserhaus, die alle ihre Kunstwerke zur Verfügung stellen wollten. Sehr angenehm war der liebenswürdige Empfang und die Freude, wie jeder Kunstgegenstand gewürdigt und entgegen genommen wurde.

Diese kurze Geste der Anerkennung war der Beginn eines hellen Gefühls in uns Beiden, das uns sogleich beflügelte, ein wenig durch die Straßen der Altstadt zu bummeln. Die langsam einbrechende Dunkelheit wirkte anheimelnd durch die Lichterketten, die sich durch noch belaubte Magnolien schlängelten. Vereinzelte Gruppen von Spaziergängern schlenderten geruhsam an den erleuchteten Schaufenstern vorbei.

Das warme Licht erzeugte ein Gefühl der Freude – eine Freude, die gerne auch geteilt werden möchte. Kennen wir denn nicht alle das Gefühl, wenn wir etwas schön finden, zu sagen: Das würde dieser oder jener Person auch gefallen?

Und beflügelt davon begannen wir vor dem ersten Schmuckladen zu sortieren: Diese Ohrstecker? Nein, die anderen, die könnten „ihr“ besser stehen oder vielleicht doch die anderen? Eine Entscheidung konnte noch nicht gefällt werden. Also auf zum nächsten Geschäft. Zum Glück ist die kleine Stadt Wasserburg ja reich an Läden mit glitzernden , bunten, kostbaren Steinen – eine alte Handelsstadt eben. So zogen wir eifrig weiter, denn da war plötzlich ein Sog entstanden, etwas zu finden – ja sogar sich diesen Wunsch noch heute zu erfüllen.

Auf der weiteren Suche nach den Kostbarkeiten begegneten wir vereinzelten Glühweinständen, an denen sich kleine Gruppen von gut gelaunten Spaziergängern zuprosteten – oder Familien, die mit Kindern am Karusselleingang warteten, um ihre Kleinen auf einem Pferdchen reiten zu lassen. 

Schließlich wurde es fast 19 Uhr, aber wir gaben nicht auf.

Getragen von dem Gefühl der Atmosphäre fiel mir noch ein kleiner Laden am Ende der Arkaden ein, ein ganz besonderes „Schmuckkästchen“, da zog es uns noch hin. Allein die Auslage erschien uns als Höhepunkt unserer Suche, da diese Vielfalt an unterschiedlichsten Formen uns als etwas Besonderes erschien. Zumindest empfanden wir es plötzlich so.

Wir durften noch eintreten, obwohl der Inhaber mit dem Staubsauger in der Hand schon schließen wollte und schmunzelnd erklärte: Es ist ja Weihnachtszeit, kommen Sie. Wir haben Zeit für Sie.

Und nun wurden wir mit großer Geduld von der Dame des Hauses durch die verschiedensten Formen, Farben der Ohrringe geführt, Immer wieder entfernte ich meine Ohrenstecker, um andere zu probieren … Schließlich entschieden wir uns für ein kleines Paar von Ohrsteckern, das wir erstanden und verließen mit einem Hochgefühl der Freude diesen weihnachtlichen Laden.

Und als wir am alten Bahnhof ankamen und sich plötzlich vor unseren Augen das alte Bahnhofs-Gebäude zu einem so schönen Lebkuchenhaus verwandelt zeigte – da wurde ich nachdenklich. Licht-Zauberei!

Was war da mit uns passiert? Hatte uns die Märchenwelt so verzaubert, dass wir von Gefühlen übermannt worden waren? Vielleicht hätten wir diese hübschen Schmuckstücke auch woanders finden können? Vielleicht!

Aber es war die besondere menschliche Wärme, die uns entgegen kam in diesem Laden – gepaart mit dem Gefühl der Freude, einfach nur Freude zu schenken .

Ulrike Rüd-Bschoch