Premiere des Kindertheaterstücks beim Theater Wasserburg am gestrigen Sonntag
Das Theater Wasserburg hatte zur Premiere geladen und es kamen viele, sehr viele Kinder aus allen Altersklassen mit ihren Eltern oder Großeltern oder sonstigen Anverwandten. Und die Kinder, die an diesem Vormittag ins Theater kamen, waren nicht alle minderjährig. Gespielt wurde diesmal nicht im großen Saal des Wasserburger Theaters, sondern in der Theatergastronomie „Der Berg ruft“. Dort wurden Tische, Stühle, Polstermöbel aufgestellt, damit eine Theateratmosphäre entstehen konnte, die dem Varietétheater entlehnt sein dürfte. Und dieses Ambiente ist gelungen: Man setzte sich gerne, bestellte sich vielleicht etwas zu trinken und wartete auf das, was die Veranstalter vorbereitet hatten:
Unter der Regie von Nik Mayr spielten drei Akteure zehn Personen als „Frühstücks-Live-Hörspiel“. Rosalie Schlagheck spielte in höchst berührender Weise den Wutz, den Pinguin Ping, den Direktor Dr. Zwengelmann und die Riesenkrabbe. Sie tat dies mit besonderem Sprachwitz, der die Zuschauer zwischen 5 und 75 Jahren immer wieder zu lang anhaltenden Heiterkeitsbekundungen hinzureißen vermochte. Es war ein Genuss, Rosalie Schlagheck bei ihren sprachlichen Verrenkungen, die die verschiedenen Rollen von ihr verlangten, zu verfolgen, auch wenn dem Zuschauer dies nicht immer zu gelingen schien. Der Pinguin Ping blieb nachhaltig im Ohr, sorgten doch die die Zischlaute, die als „sch“ ausgesprochen werden sollten, aber als „pf“ ausgesprochen wurden, immer wieder für großen Applaus. Doch auch Carsten Klemm, der den Professor Habakuk Tibatong ebenso gekonnt mimte wie den Seele-Fant, einen See-Elefanten oder Andreas Hagl, der die Rollen von Tim Tintenklecks, Wawa Waran, Urmel und König Futsch verkörperte, verstanden es in beeindruckender Weise, das Publikum auf die Insel „TiTiWu“ zu entführen und hier auch ein wenig anzukommen. Bei den Klängen von „Jamaica Farewell“, mit denen die Vorführung begann, erschienen manchem Besucher sicher schon die lauen Wellen der Karibik vor dem geistigen Auge.
Aber Kindertheater lebt vom Interaktiven. Deshalb durften die Kinder auch mitspielen, und sie taten es, wenn sie sich trauten. Die volljährigen Kinder machten es allerdings deutlich seltener, aber das hatte man sicher auch so erwartet.
Die drei Akteure bewegten sich nur wenig an diesem Vormittag, es war ja auch ein Hörspiel angekündigt. Und so durfte sich das Publikum auf die unterschiedliche Mimik und Gestik der drei Spieler konzentrieren, die dem Publikum durch Anlegen und Ablegen von Kleidungsstücken wie Hüten halfen, den steten Personenwechsel nachzuvollziehen.
Die „Tier-Sprech-Schule“ des Prof. Habakuk Tibatong hatte es sich zum Ziel gesetzt, den Tieren das Sprechen beizubringen und der Professor war hier auch erfolgreich, leider hatte nur jedes Tier einen anderen kleinen Sprachfehler. Und da die drei Personen auf der Bühne durch steten Rollenwechsel auch die verschiedenen Sprachfehler vortrugen, hatten sie von Anfang an die Lacher auf ihrer Seite.
Diese wiederholte Situationskomik des Stückes, die das Theater Wasserburg hier so hervorragend an das Publikum zu bringen verstand, war der Erfolgsgarant dieses Vormittags. Im Programm wird als neunter Punkt der Inseltipps genannt: „Es wird viel zu wenig gelacht auf dieser Welt“. Diese Feststellung konnte an diesem Vormittag im Theater Wasserburg falsifiziert werden. Es wurde sehr viel gelacht und nicht nur von den Kindern unter 15 Jahren, sondern auch von den weitaus älteren. Der Professor kam zu dem Schluss: „Probleme entstehen, weil alle alles viel zu ernst nehmen.“ Wenn das stimmt, dann war dieser Vormittag auch ein therapeutischer Vormittag für die Lachmuskeln. Der Ausspruch „Auch ein Schwein hat edle Gefühle“ brachte es auf den Punkt. Humor kann dann eben auch Artenschutz befördern. Wenn man doch alle Probleme so leicht einer Lösung zuführen könnte!
„Urmel aus dem Eis“, jener Roman, den Max Kruse geschrieben hat und der manchem älteren unter den Kindern aus der „Augsburger Puppenkiste“ noch bekannt sein dürfte, ist hier zu einem Hörspiel verdichtet worden, das den Humor und die Situationskomik gut weitertragen kann. Leider wird es nur noch zweimal aufgeführt, nämlich am kommenden Sonntag, 22. Dezember (4. Advent), um 11 Uhr und am Sonntag, 11. Mai 2025 (Muttertag), ebenfalls um 11 Uhr. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall, sei es als Weihnachtsgeschenk für die Kinder oder als Muttertagsgeschenk für die Mütter oder ohne einen solchen Grund. Denn fürs Lachen braucht man keinen Grund.
Und die Erkenntnis, wie sie als Insel-Tipp Nummer 6 genannt wird, nämlich, dass man unsichtbare Fische daran erkennt, dass sie unsichtbar sind, gilt wohl auch beim Humor. Auch der ist zwar unsichtbar, aber überall zu spüren, wenn man ihn denn spüren mag. Der Urmel wurde übrigens auch einmal das Maskottchen der Eishockey-Nationalmannschaft.
PETER RINK
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