Rottern fehlten gestern die Worte - Klage gegen das Landratsamt und Sondersitzung angekündigt
Vor dem Sitzungssaal in Rott hatte sich eine Menschentraube gestern Abend gebildet: Um bei der letzten Sitzung des Gemeinderates dabei zu sein, waren so manche Bürger gekommen. Aber nicht, um mit einem „fröhliche Weihnachten“ auf den Lippen dann entspannt in die Feiertage zu gehen – ganz im Gegenteil: Die Situation in Rott ist mehr als angespannt, nachdem sich das Landratsamt – wie berichtet – seine Baugenehmigung für die Erstaufnahme-Einrichtung des Landkreises für 270 Flüchtlinge am Eckfeld jetzt genehmigt hat.
So hörte das Jahr 2024 gestern im Rathaus-Gremium in Rott auf, wie es begonnen hatte. Mit Aufregung und Ärger. Der allerletzte Punkt 2024 im Gemeinderat unter „Bekanntmachungen“ war für alle im Raum im wahrsten Sinne des Wortes das Allerletzte. Hans Gilg von den „Bürgern für Rott“ sagte es so: „Eine Unverschämtheit ist das für mich vom Landratsamt. Dass das Landratsamt einfach über alles hinweggeht – wo samma eigentlich? Da fehlen einem die Worte.“
Die Bürger im Zuschauerraum klatschten Beifall – sagen wollte aber niemand etwas, als es ihnen erlaubt wurde vom Gremium. „Ja, ihr seid’s ja auch alle schockiert so wie wir“, fasste es Hans Kirschbaum vom „Rotter Forum“ zusammen.
War doch die Hoffnung der Rotter auf die Alternative für eine Erstaufnahme der Flüchtlinge des Landkreises in der Kooperation mit der Gemeinde Bruckmühl – wir berichteten – vom Landratsamt mit der jüngsten Mitteilung komplett zunichte gemacht worden. Alle Argumente, alles Engagement der Bürgerinitiative nun ganz offiziell vom Tisch gefegt?
Allein der Zeitpunkt dieser Mitteilung über die Baugenehmigung – so kurz vor Weihnachten – „um das Thema für die Rotter belastend mit in die Festtage, in die Familien zu nehmen“, wie kritisiert wurde – ja, das schien gestern Abend geradezu sprachlos zu machen.
Bürgermeister Daniel Wendrock gelangen jedoch betont sachliche Worte. Er habe sich nach der Mitteilung sofort mit den Juristen der Gemeinde beraten, habe auch heute und die nächsten Tage nun Besprechungen dazu und eine offizielle Pressemitteilung der Gemeinde Rott werde in Kürze folgen.
Aber was er gestern Abend bereits sagen könne: Man werde wohl Klage beim Bayerischen Verwaltungsgericht einreichen – eventuell in einem Eilantrag. Ein Schwerpunkt sei hier die absolut unbefriedigende Erschließung. Eine Versorgung von 270 Personen sei wassertechnisch nicht möglich. Mehr aber wollte auch er gestern nicht sagen. Nur das noch:
Am Donnerstag, 9. Januar, werde er eine öffentliche Sondersitzung des Gemeinderates zum Thema einberufen, kündigte Wendrock an.
Foto: Renate Drax
UPDATE 11 Uhr:
Die öffentliche Sondersitzung des Gemeinderates am 9. Januar in Rott beginnt um 19 Uhr mit dieser Tagesordnung:
- Genehmigung der öffentlichen Niederschrift vom 19.12.2024
- Sammelunterkunft Rott – Erteilung der Baugenehmigung durch das LRA Rosenheim – Beratung und Beschlussfassung bezüglich einer etwaigen Klageerhebung sowie zur Einreichung eines Eilantrags (Antrag auf Anordnung der aufschiebenden Wirkung der Klage) und dem weiteren Vorgehen
- Bekanntgaben aus der nichtöffentlichen Sitzung
- Bekanntgaben und Anfragen