0,8 Sekunden vor dem Ende: EHC Waldkraiburg holt gegen Klostersee fünften Sieg in Folge

Ein Eishockey-Abend, den beide Clubs noch länger im Kopf behalten werden, ging am Sonntagabend in Grafing zu Ende. In der Bayernligabegegnung zwischen dem EHC Klostersee und dem EHC Waldkraiburg bewiesen die Löwen aus der Waldstadt erneut, dass sie eine überragende Moral besitzen, aber auch, dass ein Eishockeyspiel über 60 Minuten geht. So schafften es die Löwen in einem Spiel, in dem sie keine einzige Sekunde lang führten, dennoch die volle Punktausbeute mit nach Hause in die Raiffeisen-Arena zu nehmen. Die Gastgeber aus Grafing, die große Teile des Spiels bestimmten, können sich lediglich damit trösten, bereits die dritte Hockey-Seltenheit in einer Saison begleitet zu haben. Nach dem Torhüter-Kampf von Lukas Steinhauer und dem Torhüter-Tor desselben, erlebte der Verein nun einen sogenannten „Buzzer Beater“, also ein Tor, das mit der Schluss-Sirene erzielt wurde – zu Grafings Pech, waren es die Waldkraiburger Löwen, die damit das Spiel entschieden.

Das erste Drittel begann, aus Sicht der Löwen, zerfahren und nicht nach Plan. Nachdem sich die Teams in den ersten Minuten noch abtasteten, legten die Gastgeber vom EHC Klostersee mit dem ersten Tor vor. Ausgangspunkt war ein eher weniger spektakulärer Angriff der Grafinger, bei dem jedoch weder Felix Lode noch Daniel Hora den Querpass von Arnaud Eibl vor das Tor vermeiden konnten. Als Konsequenz daraus fälschte Grafings Julian Dengl den Pass unhaltbar ins Löwen-Tor, das an diesem Abend von Maximilian Englbrecht gehütet wurde, ab. Zwar ließen sich die Löwen, wie gewohnt, von dieser frühen Führung nicht entmutigen, dennoch brachten sie auch nicht viel zustande. Jakub Šrámek, Nico Vogl oder auch Tomas Vrba konnten sich im weiteren Verlauf Möglichkeiten herausspielen, doch waren hier weder zwingende Chancen noch Tore dabei. Auf der Gegenseite hatten die Gastgeber die deutlicheren Möglichkeiten ihre Führung auszubauen, doch scheiterten sie meist an der Verteidigung oder Max Englbrecht.

Auch der zweite Spielabschnitt war vorerst vom Spiel der Gastgeber geprägt. So machte Grafings Kapitän Raphael Käfer immer wieder auf sich aufmerksam, genau wie der Torschütze zum 1:0 Julian Dengl. Bis zur 14. Minute im zweiten Drittel kam die beste Möglichkeit der Löwen von Nico Vogl, der in Überzahl vor dem Tor jedoch an Torhüter Stinauer, der den kranken Steinhauer vertrat, scheiterte. In der 34. Minute war es dann jedoch so weit. Ein Schussversuch von Leon Decker landete nur an der Bande hinter dem Grafinger Tor, von der er abprallte. Tomas Vrba nahm sich die abgeprallte Scheibe, fackelte nicht lang und verwandelte den Ausgleich ins kurze Eck. Noch während der Stadionsprecher das Tor von Vrba ansagte, sollten die Gastgeber jedoch wieder ausgleichen. Diesmal machte sich der Vorlagengeber zum Torschützen, nachdem Arnaud Eibl, einen Pass von Gleixner erfolgreich in das Tor von Englbrecht zum 2:1 Pausenstand umlenkte.

Im letzten Drittel spielten die Löwen deutlich aufgeweckter und auch wieder besser. Dennoch mussten sie dieser knappen Führung der Gastgeber hinterherlaufen. Die Grafinger hingegen waren ohnehin sehr defensiv, nun noch verteidigender aufgestellt und machten es den Löwen schwer überhaupt gute Abschlüsse zu finden. Die beste Möglichkeit stammte von Tomas Vrba, der heute sehr auffällig viele Torabschlüsse suchte. Er lenkte einen Schussversuch unglücklich an die Latte ab. In der 57. Minute dauerte es wohl nicht mehr lange bevor Coach Jürgen Lederer seine Auszeit genommen hätte, um in letzter Konsequenz Max Englbrecht gegen einen sechsten Feldspieler einzutauschen. Doch Daniel Hora hatte andere Pläne. Aus dem rechten Bullykreis heraus, feuerte er einen Schuss ab, der passgenau in die kleine Öffnung zwischen dem Torhüter und dem Torpfosten passte und erzielte den 2:2 Ausgleich. Die letzten Minuten wurden noch einmal wild in der Wildbräu-Arena zu Grafing.

Statt den Ausgleich zu verwalten wollten beide Teams den Siegtreffer erzielen und das Spiel nach 60 Minuten beenden. Sowohl Grafing hatte noch Möglichkeiten als auch die Löwen. Die letzte Chance des Spiels blieb bei den Gästen aus Waldkraiburg. Ein Schuss von Martin Kokeš konnte von Grafings Kelvin Walz noch geblockt werden. Dieser Block landete jedoch genau auf dem Schläger von Patrick Zimmermann, welcher von der blauen Linie abziehe konnte. Florian Maierhofer hielt seinen Schläger in den Schuss und fälschte die Scheibe unhaltbar ins Tor ab. Die Uhr zeigte exakt 0,8 verbleibende Sekunden als der Puck die Torlinie passierte.

Somit bleiben die Löwen, auch durch das Glück des Tüchtigen, nach diesem Wochenende weiterhin auf dem 2. Platz vor dem EHC Königsbrunn, der ihnen mit vier Punkten Abstand auf dem Fuße folgt.

AHA