Rosi Spielberger alias „De Stianghausratschn“ begeisterte in der Bruckmühler Kulturmühle

„So kost di deischn — nix is gewiss  – des is mal gwiss  – weils oft ganz anders is“  – hinter diesen wenigen Worten steckt so viel Lebensphilosophie  und vor allem eine: Rosi Spielberger alias „De Stianghausratschn“. Mit ihren Geschichten aus dem Alltag, den kleinen und größeren Ärgernissen darin und vor allem über die Menschen zog sie in der Kulturmühle die knapp 200 Zuschauer in ihren Bann. Dabei wurden Marotten zu humorigen Einlagen und jeder fand sich in der ein oder anderen Anekdote wieder. 

Im bayerischen Dialekt sang und ratschte sie über das Älterwerden und die damit verbundenen Falten. Ebenfalls so mancher Frau bekannt: Die magische Frauenhandtasche, in der man nix findet, obwohl sie voll mit Allerlei ist wie Schokoladenei vom Osterhasen, Kreislaufmittel, Proseccoflasche , alte Gurtl, Nagelneccessaire, Hundekackerlsackerl und und und. Doch auch die Mannsbilder bekamen ihr „Fett weg“:  gemäß dem Motto „Schmeiß weg bevor der Papa kommt“ geht es gehorteten Dingen wie Schreibmaschine, IBM Commodore PC von 1984, an den Kragen. Dabei wurde eines klar: Es gibt kein Wort für eine männliche Ratschn – deshalb erfand de Stianghausratschn den Ratscherich. „Ratschen ist sein Lebenseleiir, er kennt alle und trifft immer wen an der Tankstelle, in der Post, in der Bäckerei, am Baumarkt, aber:  ein Mann ratscht nicht – er diskutiert“, klärt Spielberger auf.

Dass das Fernsehen aktuell nicht mit dem besten Programm glänzt, untermauerte sie – begleitet von vielen Lachern – an der besten Entscheidung zwischen Tatort und Rosamunde Pilcher. Denn zu „Bauer sucht Frau“ gibt es für die Stianghausratschn nur ein Urteil: „menschliche Rindviecherschau“.  Die Kabarettistin ist dabei stets eine gelungene Mischung aus hintafotzig, liab, bäs und ehrlich grodraus. Ihre Ideen für die verschiedenen Stücke würde sie hauptsächlich erhalten, wenn sie sich über etwas ärgert, gesteht sie dem Publikum, das den Abend über immer mitgeht, antwortet und zu den Liedern singt, klatscht und mitschunkelt.

Dass ihre drei inzwischen „erwachsenen“ Kinder guten Stoff für ihre Auftritte liefern, ist gleich in zweifacher Hinsicht ein Erfolg. So gibt es Material zum Ratschen und Lästern und jeder kennt die ein oder andere Situation von sich zu Hause. Dieses „Ich bin nicht allein“-Gefühl bei so manchen Sorgen, ist dabei herzerfrischend und ein Markenzeichen von Spielberger. Bei ihr menschelt es einfach. So wird die stundenlange Unterhaltung des Sohns mit einer Frau, der aber nur er Fragen stellt, ganz schnell auch zum Technik-Wissen. Denn die vermeintliche endliche Freundin ist Siri im Smartphone, die nach Dingen befragt wird. Oder etwa, dass die Kinder zuhause einen Saustall im Zimmer haben, aber in der eigenen Wohnung dann die Eltern die Schuhe ausziehen müssen und alles sauber gehalten wird.  Wer kennt es nicht, kaum sind die Kinder ausgezogen, kommen sie wieder zurück und liebgewonnene Freiheiten oder eingerichtete Bügelzimmer und dergleichen, müssen wieder rückgebaut werden. Und wenn ein ganzer Saal „Dutzi Dutzi Du“ singt, dann geht es bei der Stianghausratschn um die verkehrte Welt, dass man sich zuerst über die Großeltern, deren Welt sich nur noch um die Enkelkinder dreht, belächelt. Aber wenn das eigene Enkel auf der Welt ist, dann wird es stolz „vorgeführt“ beim Bäcker, beim Metzger, auf der Straße und ist das Herzipupperl.

Doch die Stianghausratschn war nicht allein auf der Bühne. Sie hatte Frau Gescheit, Frau Haferl sowie deren Enkel als Handpuppen mit dabei und verlieh dem Tratsch unter Nachbarn eine besondere Spitze dabei. Nachdenklich kann Spielberger aber auch – und dass ohne den moralischen Finger zu erheben. Dies untermauert sie im Lied „Dem Deifi sei Bruder heißt Neid“.

Dass letztendlich einige Zuschauer nach mehreren Zugaben dann vor ihr den Festsaal in der Kulturmühle verließen, hatte nur den einen Grund: „Ohrwurm Willi – mit dem gehen wir nach Hause“ kündigte sie an so lange zu spielen, bis die Zuschauer gehen würden. Nach 10 Minuten war dies dann der Fall – inklusive Ohrwurm.

Bild: Fagerer