Antragsteller möchte von den Vorschriften der Gestaltungssatzung abweichen
Die Gestaltungssatzung soll die Grundlagen liefern, dass in der Wasserburger Altstadt die historische Bausubstanz, so weit es möglich ist, erhalten bleibt. Deshalb heißt es in der Gestaltungssatzung auch: „Die Wasserburger Altstadt hat wie kaum eine andere ostbayerische Stadt sein historisch gewachsenes Stadtbild bewahrt und störende Neubauten im Altstadtbereich weitgehend vermieden.“ Deshalb gibt es eine Gestaltungssatzung. Von der will ein Antragsteller abweichen, worüber der Bauausschuss der Stadt gestern beriet.
Der Antragsteller wünscht in vier Fällen von den Vorschriften der Gestaltungssatzung abweichen zu dürfen. In allen vier Fällen handelt es sich um die Gesatltung der Fenster. So wird insbesondere beantragt, Kunstofffenster statt der vorgeschrieben Holzfenster einzubauen, von der vorgeschriebenen Sprossengestaltung der Fenster abzuweichen und nur vertikale Sprossen zu verarbeiten und auch von der vorgeschriebenen Länge und Breite der Fensteröffnungen abweichen zu dürfen.
Stadtbaumeisterin Mechtild Herrmann gab in der Aussprache im Bauausschuss klar zu erkennen, dass sie gegen den Einbau von Kunstofffenstern sei. Christian Stadler (Bündnis 90/ Die Grünen) entgegnete ihr, dass man an der Stelle, an der die Abweichung beantragt sei, ruhig auf die Sprossenteilung verzichten könne und auch Kunstofffenster seien hier ok.
Ihm widersprach Bürgermeister Michael Kölbl und schlug vor „bei den Holzfenstern“ bleiben zu wollen und stimmte der Bauausschuss drei der vier Abweichungsanträgen einstimmig zu, nur bei den Holzfenstern soll es im Zuge der Fenstererneuerung bleiben.
Nein, ich habe natürlich nicht gesagt, dass Kunststofffenster hier ok wären (…). Was ich tatsächlich gesagt hatte, war, dass hier aufgrund des industriellen Charakters auch Metallfenster vorstellbar wären.
Finde gut das man keine anderen Probleme hat.
Supi!
Ironie aus….
Sorry – aber eine historische Stadt wie Wasserburg sollte m.E. schon auf die Gestaltung der Gebäude achten, so sie innerhalb des denkmalgeschützten Ensembles liegen. Sonst wir der schöne Flair – den nicht zuletzt die vielen Besucher so lieben – bald verloren gehen.
Grundsätzlich bin ich bei Ihnen, aber es kommt a drauf an wo, ausserdem finde ich solche Debatten ob Holz oder Plastik unnütz, da mittlerweile die Plastikfenster von Holz nur aus nächster Nähe erkennbar ist. Und leider sind Plastikrahmen nun mal länger haltbar als Holz. Darüber mag man sich streiten, ich bin nur der Meinung das es aktuell wirklich wichtiger Dinge zu besprechen gibt als irgendwelche Fensterrahmen. Krieg, Milliarden Schulden um nur ein paar zu nennen.
Das ist Whataboutism vom Feinsten. Was hat der Krieg in der Ukraine mit den Leuten in Wasserburg zu tun, die neue Fenster einbauen möchten?
Das sind natürlich ungleich größere Probleme, die Sie da anschneiden. Sofern sie konkrete Ansätze haben, wie der Bauausschuss der Stadt Wasserburg diese lösen kann, lassen sie uns gerne an Ihren Ideen teilhaben. Ansonsten wird sich der Bauausschuss der Stadt auch künftig mit den Themen auseinandersetzen, für die er laut Geschäftsordnung zuständig ist. Dazu gehören auch Anträge auf Befreiungen von der Gestaltungssatzung. Dies geschieht nicht etwa dann, wenn wir Mitglieder des Bauausschusses der subjektiven Meinung sind, es gäbe gerade keine wichtigeren Themen auf dieser Welt, sondern wenn solche Befreiungen von Bauherren beantragt werden. Es gehört zur pflichtgemäßen Amtsausübung von uns Stadträten, uns dann damit entsprechend ernsthaft auseinanderzusetzen, egal wie banal sie das persönlich auch finden wollen.
P.S.: der optische Unterschied zwischen Holz- und Kunststofffenstern wird durch einen unterschiedlichen Alterungsprozess im Laufe der Jahre immer deutlicher. Zudem sind qualitativ gute Holzfenster bei entsprechender Pflege im Vergleich auch deutlich länger haltbar und damit auch wirtschaftlicher.
Entweder versteht keiner den Herrn Stadler oder er weiß selbst nicht, was er gesagt hat. Beide Varianten sind ungut. Bezüglich der Gestaltungssatzung wäre es eine Überlegung wert, es gleich sein zu lassen. Ich habe nicht das Gefühl dass der Stadtrat – der diese auf den Weg gebracht hat – überhaupt wirklich überzeugt davon ist.
(…) Die Unterstellung, ich würde in irgendeinem Bereich eines denkmalgeschützten Ensembles Kunststofffenster für gut befinden, trifft mich als Mitarbeiter in einer unteren Denkmalschutzbehörde sozusagen bei der Berufsehre.
Bei der heutigen Qualität der Kunststoff-
Fenster kann man den Unterschied zum Holz gar nicht mehr erkennen.
Unsere Gestaltungssatzung wird seit langem und wiederholt nicht beachtet, u.a. von der Stadt Wasserburg selbst. Die aktuelle Version widerspricht in Teilen sogar geltendem Recht. Außerdem fehlt es unserer Verwaltung an der Bereitschaft, sie bei Bedarf durchzusetzen. Im Sinne der Entbürokratisierung wäre es an der Zeit, die Gestaltungssatzunmg ersatzlos zu streichen.
In der Schranne könnte man ja auch Fenster mit Metallrahmen einbauen. Da sind die Touristen ja auch nicht ausgeblieben. Ist immer schön wenn eine Behörde dem Bürger ungeniert in den Geldbeutel greifen darf. Ist ja nicht das Geld des Beamten. Wäre vielleicht mal eine Idee, dass man bei so einem Fenstertausch ein Kunststofffenster einbaut und danach die Situation bewertet. Ist aber vielleicht zu einfach oder es könnte das falsche Ergebnis dabei raus kommen.