Hamburger Bläserquintett präsentiert „Musique à vent“ im Wasserburger Rathaussaal
Beim zweiten Rathauskonzert in diesem Jahr gastierte das „Hamburger Bläserquintett“ am Freitag in Wasserburg. Es setzte sich zusammen aus vier Holzbläsern (Querflöte, Oboe, Klarinette, Fagott) und einem Blechbläser, dem Horn. In der klassischen Periode hat es immer wieder Kompositionen für Bläserquintette gegeben, so beispielsweise von Joseph Haydn. Das fünfköpfige Ensemble präsentierte als erstes das „Divertimento in B-Dur“ für Bläserquintett. Recht temperamentvoll initiierten die fünf Instrumentalisten dieses Werk von Haydn, das mit dem „Chorale St. Antoni“ eine größere Berühmtheit erlangte, weil nicht zuletzt Johannes Brahms dieses Thema zum Ausgangspunkt für seine Variationen nahm.
Der Klarinettist, Johann-Peter Taferner, moderierte an diesem Abend die Musik und zeigte sich zu allererst höchst begeistert vom Rathaussaal, den er einen „traumhaften Saal“ nannte. Dann erläuterte er dem anwesenden Publikum, dass das Thema hier, anders als in der klassischen Symphonie, nicht in der Form von zwei mal vier Takten gesetzt ist, sondern mit zwei mal fünf Takten. Dies sei besonders, auch weil die klassische Harmonielehre hier ein wenig verändert worden sei. Dieser Aufbau mit zwei mal fünf Takten, sei schon etwas Besonderes.
Taferner, selbst Hamburger, wies mit einem Augenzwinkern gerne darauf hin, dass die an diesem Abend gespielten Komponisten nicht selten etwas mit Hamburg zu tun hätten. So habe Haydn eine aus Hamburg stammende Frau geheiratet, Brahms sei in Hamburg geboren, andere hätten in Hamburg zumindest zeitweise gelebt.
Vor der Pause bot das Hamburger Bläserquintett noch ein Arrangement aus Felix Mendelssohn-Bartholdys Harmoniemusik zu „Ein Sommernachtstraum“. Besonders beeindruckend war die Darbietung des Auftritts der Handwerker mit einem eindringlichen Hornsolo, in einer besonders gekonnten Darbietung des Hornisten Emanuel Jean-Petit-Matile. Das anschließende „Notturno“ spielen die fünf Instrumentalisten dann wiederum mit großer beherrschung der Harmonien und sie präsentieren es mit großer Anmut.
Imme-Jeanne Klett, die Gründerin des Quintetts und deren Flötistin, präsentierte das Werk mit großem musikalischen Einsatz und gekonnter Tonalität. Auch der Venezolaner Gonzalo Mejía mit der Oboe und Pierre Martens am Fagott vervollkommneten dieses Ensemble zu einem vollendeten musikalischen Genuss.
Nach der Pause wandte sich die Kulturreferentin und Dritte Bürgermeisterin der Stadt Wasserburg, Edith Stürmlinger, an das Publikum: Denn das Hamburger Bläserquintett wollte mit der „Serenade in Es-Dur“ für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott von Hans-Melchior Brugk (1909 – 1999) beginnen. Stürmlinger erläuterte deshalb kurz davor die Bedeutung von Brugk für Wasserburg am Inn. Er wurde zwar in München geboren, zog aber bereits im Alter von zwei Jahren mit ihnen nach Wasserburg um. Sein Vater war Oberlokführer bei der Bahn. Brugk selbst habe später gesagt, dass er „eine paradiesische Kindheit in dieser malerisch schönen Stadt verbracht“ habe. Nach Aufenthalten in mehreren bayerischen Städten habe er dann 1938 in Wasserburg geheiratet. Nach 1945 habe er dann in Rosenheim am Ignaz-Günther-Gymnasium gearbeitet und in Brannenburg gelebt.
Kulturreferentin Edith Stürmlinger begrüßte schließlich noch Angela Prange Brugk, die Tochter des Komponisten, die mit ihrem Mann von Hamburg eigens nach Wasserburg gekommen sei, um dieser Première beiwohnen zu können.
Anfang der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts sei Hans-Melchior Brugk zum Ehrenbürger der Stadt Wasserburg ernannt worden.
Die anschließende Präsentation machte es für jedermann spürbar. Hier wird das Werk eines Komponisten aus dem 20. Jahrhundert gespielt, dem es noch sehr um die Wahrung der Melodik und Harmonik ging. Die für das 20. Jahrhundert nicht seltenen Dissonanzen findet man hier kaum.
Johann-Peter Taferner betonte in seiner Einführung dieser Serenade, dass dies eine erstmalige Aufführung sei und man „blutige Proben“ erlebt habe.
Lang anhaltender Applaus des Werkes zeigte dem Ensemble, dass diese Uraufführung geglückt war.
Nach dieser Darbietung wandte sich das Hamburger Bläserquintett modernen lateinamerikanischen Rhythmen zu und spielte die „Aires Tropicales“ von Paquito d’Rivera (*1948), des Brasilianers Julio Medaglia (*1938) die „Belle Epoque en Sudamerica“ und schließlich das „Libertango“ von Astor Piazzola (1921 – 1992).
Bei der Darbietung von Medaglias Musik konnten Fagott und Horn in höchst gelungener Weise die Klänge eines schnell anfahrenden Sportwagens zu Gehör bringen. Der Satz hieß auch logischerweise „Vals Paulista el Porsche Negro“.
Der Applaus war lang anhaltend. Angela Prange Brugk überreichte den Künstlern persönlich Blumen als Dankeschön für diese gelungene Première eines Werkes ihres Vaters.
Das Hamburger Bläserquintett bedankte sich mit einer Zugabe aus Jenö Takacs’ Bagatellen.
Das nächste Rathauskonzert findet am 6. Juni um 20 Uhr im Rathaussaal statt: Silke Aichhorn an der Harfe mit Werken von Händel, Tschaikowsky, Smetena, Stadler, Maxwell und anderen. Karten können bei der Tourist-Info (Telefon 08071/105 22) erworben werden.
PETER RINK
Hinterlassen Sie einen Kommentar