Fachdienst Asyl und Migration des Caritas-Zentrums Rosenheim jetzt mit neuem Leitungsteam

Eine wichtige und bewegende Arbeit ein Jahrzehnt lang mit dem aktuellen Blick auf das: „Vielleicht gelingt es uns gemeinsam in Zeiten wie diesen wieder mehr, es nicht als Problem, sondern als Lösung zu sehen“. Nach mehr als zehn Jahren Arbeit am Thema Flucht und Migration – und seit Januar 2016 als Leitung eines eigenen Dienstes der Caritas dazu – übergab jetzt Claudia Hinz als Leiterin des Fachdienstes Asyl und Migration der Caritas in Rosenheim an das neue Duo Petra Gäbelein und Sophie Fürstenau.
Zum Foto:
Blumen und Geschenke zum Wechsel in der Fachdienstleitung – mit von links Teamassistenz Mirela Osmancevic, die neue Leiterin Petra Gäbelein sowie die bisherige Leiterin  Claudia Hinz und die neue Leiterin Sophie Fürstenau mit Kreisgeschäftsführer Wolfgang Ehrenlechner.
„Unser erster Büroraum war 2015 in einem kleinen Dachgeschoss im Fachdienst der Erziehungsberatung“, erinnert sich Claudia Hinz. „Wir waren viel unterwegs, als die geflüchteten Menschen ab 2014 hier im Landkreis ankamen: In den Unterkünften, in den Turnhallen und vor allem auch bei den Bürgerversammlungen, die in allen Orten abgehalten wurden. Die Fragen der Bevölkerung waren von positiver Neugier geprägt. Wer da genau kommt, das war verständlicherweise von großem Interesse“, berichtet Hinz.
Im ehrenamtlichen Engagement gab es eine richtige Aufbruchstimmung, Enthusiasmus und konkretes Anpacken war angesagt.
Hinz: „Dass auf der Straße mit ‚Servus‘ gegrüßt wird, das war den Helfern als erster Schritt zur Integration wichtig.“
Auch im hauptamtlichen Bereich tat sich viel, es wurde sichtbar, dass die professionelle Arbeit nicht mehr im Bereich der Sozialen Dienste der Caritas angesiedelt sein konnte, zu groß war das Team geworden, auch die anderen Träger der Wohlfahrtspflege der Rosenheimer Landschaft stießen dazu.
„Und ich entschied mich, die Herausforderung anzunehmen und den neuen Fachdienst für die Caritas leitend aufzubauen. Eine Entscheidung, über die ich immer noch sehr froh bin. Sie gab mir so viele Möglichkeiten, zu gestalten und die letzten Jahre waren stets geprägt von Pioniergeist und Veränderung, die Angebote für Geflüchtete und die aufnehmende Gesellschaft konnten immer weiter professionalisiert werden.
Die Corona-Zeit machte es notwendig, die Menschentrauben, die bei uns in der Beratung waren, zu strukturieren, seitdem arbeiten wir fast nur noch mit Terminvergabe. Zu Beginn konnte es passieren, dass wir mit dem Notebook in der Hand im Gang beraten haben“, so Hinz.
„In der Diözese hat sich der Rosenheimer Fachdienst einen hervorragenden Ruf erarbeitet“ – darauf sei sie stolz.

Überfüllte Räume, learning by doing, Wissensaufbau – alles Dinge, die auch Petra Gäbelein kennt und miterlebt hat. Sie kam 2016 zum Fachdienst und leitete drei Jahre das Job-Cafè in der Papinstraße und weitere drei Jahre den Job-Treff in der Reichenbachstraße, bevor sie in die Flüchtlings- und Integrationsberatung einstieg.

Sophie Fürstenau wiederum ist seit November 2018 dabei, war mit dem Thema Flucht und Migration jedoch auch schon in ihrer Arbeit mit unbegleiteten Minderjährigen beim Kreisjugendamt befasst.

Rückblickend ordnet Hinz auch die Sorgen der Bürger ein: „Das Bild der Dörfer hat sich mit den neu dazugekommenen Menschen natürlich verändert und es gab 2014, 2015 einen gewissen Respekt vor dem Unbekannten.“ Umso schwerer falle ihr jedoch die Akzeptanz der momentanen Entwicklung …

Bisherige und neue Leitung seien sich einig: „Der Ton ist härter, die Sprache wieder roher geworden – Aussagen können undifferenziert stehen bleiben.“

Petra Gäbelein ergänzt: „Die Klientinnen und Klienten fühlen sich zunehmend unwohl, sie fühlen sich strukturell und persönlich nicht mehr willkommen, dies wird bei uns in der Beratung sichtbar.“

Sophie Fürstenau wird in ihrer neuen Funktion als Leitung die Aufgabe übernehmen, weiter ein Augenmerk auf das Team zu haben. „Wir haben geballtes Fachwissen, dieses fördern wir durch kollegialen Austausch und Fort- und Weiterbildung. Das Gefühl der Machtlosigkeit wird dadurch minimiert und wir schaffen es, unseren Klientinnen und Klienten ihre Selbstwirksamkeit zurückzugeben. Mit vermehrter Öffentlichkeitsarbeit möchten wir über rechtliche Hintergründe aufklären.“

Im alltäglichen Tun laufe vieles gut. Hingeschaut werden solle aber auch bei dem, was die aufnehmende Gesellschaft brauche, um sich die Offenheit zu bewahren. Denn auch das wissen die drei Sozialpädagoginnen: „Es muss wieder ins Bewusstsein kommen, dass es sich um viel mehr als nur ein Thema handelt: Es sind echte Menschen, die neben uns beim Bäcker stehen oder uns gegenüber unser Brot verkaufen – die Pflegekraft, der Busfahrer, die Ärztin und so weiter. Vielleicht gelingt es uns gemeinsam wieder mehr, es nicht als Problem, sondern als Lösung zu sehen.“

Foto: Caritas