Großer Festabend im Rathaussaal ein voller Erfolg

Die Wasserburger Volksmusiktage gibt es seit 52 Jahren und seit 27 Jahren liegt die Gesamtorganisation in den Händen von Claudia Geiger. Auch 2025 ist es ihr gelungen, ein hochkarätiges Programm der Volksmusik für die Volksmusiktage und speziell für diesen Festabend zusammenzustellen. Gemeinsam mit ihrer Tochter Magdalena Geiger, die in der Organisation künftig eine stärkere Rolle spielen soll, ist es ihr gelungen, bekannte Volksmusikgruppen nach Wasserburg zu holen.

Beim Betreten des Historischen Rathaussaales in Wasserburg fielen dem Besucher sofort die zahlreichen Harfen auf der Bühne auf. Die Harfe, jenes Instrument, das die Engel selber spielen sollen, darf bei einem Festabend der Volksmusik natürlich nicht fehlen.

Für die Moderation hatten die Veranstalter Regina Wallner gewonnen, die vielen  vom Verkehrsfunk auf Bayern 1 bekannt sein dürfte, aber sicher auch, weil sie seit mehreren Jahren als erste Frau den „Treffpunkt Blasmusik“ auf BR Heimat moderiert. Regina Wallner führte durch den Abend, interviewte die Musikanten und kitzelte aus den Musikern auch manches bon-mot heraus, was für große Heiterkeit im Publikum sorgte. Die Geschichten, die sie vortrug, sorgten für große Kurzweil im Saale, obwohl das Programm den Abend gut zu füllen vermochte. Regina Wallner wusste Anekdoten und Geschichten über das Fasten  zum Besten zu geben, natürlich durften auch die „Herrgottsbscheißerle“ nicht fehlen, also jene Maultaschen, in denen das Fleisch versteckt wurde, damit der Liebe Gott es nicht sehen kann. Natürlich kam auch die Art und Weise, wie man in früheren Jahrhunderten die Fastenregeln kreativ umdeutete, zur Sprache, wenn man beispielsweise ein Schwein ertränkte und dadurch behaupten konnte, es handle sich um einen Fisch. „Flüssiges bricht das Fasten nicht“, war ein wichtiger Grundsatz in Bayern und Regina Wallner berichtete, dass der Genuss von bis zu fünf Litern Bier am Tag pro Person durchaus erlaubt gewesen sei. In Wasserburg habe es bis zu 17 Brauereien gegeben, und da kann man sich gut vorstellen, dass das Bier eine wichtige Rolle im Stadtleben gespielt habe.

Insgesamt fünf Ensembles der Volksmusik traten auf und präsentierten ihr durchaus herausragendes Können an diesem Abend.

Die Frasdorfer Tanzlmusi begeisterte das Publikum mit mehreren zünftigen Stücken. Drei Trompeten, eine Tuba, eine Harfe und eine Harmonika sorgten immer wieder für Begeisterung im Publikum, wenn sie Volkstänze, die sie nicht selten selbst geschrieben haben, zur Aufführung brachten.

Die Adlgasser Sänger, vier männliche Sänger aus Inzell, begleitet von einer Harmonika, stellten gekonnt ihre Sangeskünste vor und sorgten stets für intensiven Beifall.

Die Oberboarische Soatnmusi, das sind fünf jüngere Musikanten, die es nicht nur verstehen, zünftig aufzutreten, sondern auch begeisternd ihre Musik anzubringen. Wenn man den Musikanten zuhört, hat man schon sehr lebendig das Gefühl, einer sehr guten Stubnmusi zu lauschen. Zwei Gitarren, eine Zither, eine Harfe und ein Kontrabass, das ist die instrumentale Breite dieser Gruppe, deren Mitglieder aus Garmisch, Weilheim, Schongau und dem Landkreis Traunstein stammen und dem Publikum eine hochkarätige volkstümliche Saitenmusik zu präsentieren verstanden. Als Regina Wallner die Gruppe befragte, warum sie keine Frauen in ihrer Volksmusikgruppe hätten, antwortete einer der Musiker nur lakonisch: So host koan Schieß“. Das Publikum quittierte diese Antwort mit großer Heiterkeit.

Die Geschwister Grundl stammen aus Aschau und traten im Rathaussaal im Dreigesang auf. Immer wieder begeisterten sie die Zuhörer mit ihren sehr rein vorgetragenen Jodlern. Sie sind aber nicht nur gute Sängerinnen, sondern verstehen es auch gekonnt, ihre musikalischen Präsentationen mit den Instrumenten Flöte, Querflöte, Harmonika, Hackbrett und Gitarre zu bereichern.

Die weiteste Reise dürften aber die Windstreich Musikanten angetreten haben. Seit ungefähr sechs Jahren bilden sie ein gemeinsames Ensemble. Kennengelernt haben sie sich am Mozarteum in Salzburg, wo sie studiert haben. Sie gelten als „jung, frech und knackig“, stammen aus Tirol, Oberösterreich, Niederösterreich, dem Salzburger Land, der Steiermark und auch aus Oberbayern. Die Gruppe, die mit zwei Violinen, einer Klarinette, einer Tuba, einer Gitarre und einer Steirischen Harmonika auftrat, faszinierte die Zuhörer durch ihr höchst eindringliches musikalisches Können.

Als Regina Wallner bei einem ihrer Interviews die aus Oberösterreich stammende Violinistin Verena Schwarz nach der Zahl ihrer Dirndl befragte, antwortete diese nur knapp, dass sie es gar nicht genau wisse, vielleicht 25.

Zwischendurch wurden die beiden Preisträger des diesjährigen Wasserburger Löwen bekannt gegeben. Dieser Wanderpreis für Nachwuchsmusiker wird seit 1975 alljährlich vergeben. In diesem Jahr erhielten ihn die „Familienmusik Wörndl“, das ist Maria Wörndl mit ihren beiden Zwillingstöchtern sowie das „Heiraffe Harfenduo“ mit Johanna Stein und Katharina Thaurer aus Aschau.

Obwohl das Publikum knapp drei Stunden die höchst abwechslungsreichen musikalischen Darbietungen voller Begeisterung verfolgte, riefen viele Zuhörer während des Schlussapplauses „Zugabe, Zugabe“ und die Ensembles ließen sich nicht lange bitten und boten je Gruppe eine Zugabe, also insgesamt fünf. Danach ging man, erfüllt von alpenländischer Volksmusik in all ihren Varianten, seiner Wege.

 

PETER RINK